Eine Glosse von Nico Binde

Schrottkistencity. Beulenhausen. Freie und Rostlaubenstadt Hamburg. Ganz recht, so werden sie uns bald nennen im Rest der Republik. Denn all die teuren Sport- und Geländewagen an Alster und Elbe können nicht darüber hinwegtäuschen, was wirklich los ist auf den Straßen da draußen. Sie sind nämlich unter uns, die tropfenden, notdürftig zusammengenieteten Abwrackkandidaten. Und es werden immer mehr. Jedes fünfte Hamburger Auto, meldet der TÜV, weist inzwischen erhebliche Mängel auf. Nur in Bayern waren mit 21,4 Prozent noch mehr Wagen reif für den Schrottplatz.

Und weil es um das liebste Kind der Deutschen geht, sei an dieser Stelle kurz der Griff in den Fundus der Fiaskofloskeln erlaubt. Also: Der Schock sitzt tief. Erschreckende Zahlen. Schon 21 Prozent rollende Buntmetallhaufen. Laut TÜV stieg der Wrackanteil um 1,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr, wobei sich die Besitzer von deutschen und japanischen Modellen noch glücklich schätzen können. Ihre Autos wurden immerhin mit vier Reifen und Lenkrad ausgeliefert. Bei fast allen anderen Marken klappten die einfachsten Sachen nicht - weder Beleuchtung, noch Achsen oder Bremsen. Augenzeugenberichten zufolge sollen einige ihr Auto vor der Hauptuntersuchung nur noch zum Stehen gebracht haben, indem sie während der Fahrt Kanthölzer vor die Reifen warfen.

Wie sagte Karl Benz vor 90 Jahren? "Das Auto ist fertig entwickelt. Was kann noch kommen?" Im Jahr 2011 kann man antworten: der TÜV.