Onur K. und Berhan I. hatten im Juni 2009 einen 44 Jahre alten Dachdecker um 20 Cent angebettelt und dann auf ihn eingeprügelt. Der Mann starb.

Hamburg. Der sogenannte 20-Cent-Fall beschäftigt erneut das Hamburger Landgericht: Seit gestern verhandelt es hinter verschlossenen Türen über das Strafmaß für Onur K., 19, der mit seinem Kumpel Berhan I. im Juni 2009 einen 44 Jahre alten Dachdecker aus Winsen zunächst um 20 Cent anbettelte und dann auf ihn einprügelte. Vier Wochen darauf starb Thomas J. an seinen schweren Kopfverletzungen.

Die Verteidigung von Onur K. hatte erfolgreich Revision gegen das Urteil eingelegt. Der heute 19 Jahre alte Mann war im ersten Verfahren wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu einer Jugendstrafe von drei Jahren und vier Monaten verurteilt worden, den Mitangeklagten Berhan I. schickte das Gericht für drei Jahre und zehn Monate hinter Gitter. Einen Tötungsvorsatz stellte die Kammer jedoch bei beiden Tätern nicht fest. Durch die Schläge sei ihr Opfer in einem Fußgängertunnel am S-Bahnhof Harburg ungebremst mit dem Hinterkopf auf die Steine geprallt. Die anschließenden Tritte gegen den Kopf seien nicht die Ursache für seinen Tod gewesen. Der Bundesgerichtshof kritisierte vor allem, dass die Höhe der Jugendstrafe vom Landgericht nicht hinreichend begründet worden sei. "Ich bin zuversichtlich", sagte Onur K.'s Verteidiger Siegfried Schäfer dem Abendblatt, "dass mein Mandant eine Jugendstrafe mit Bewährung bekommt."

+++Die dicke Strafakte des 20-Cent-Schlägers Berhan I.+++

Weil Onur K. zur Tatzeit noch minderjährig war, ist die Öffentlichkeit von der Verhandlung ausgeschlossen. Bereits heute sollen Staatsanwaltschaft und Verteidigung plädieren. Ob Onur K. mit einer Bewährung davonkommt oder eine Jugendstrafe verbüßen muss, entscheidet sich möglicherweise bereits heute. "Der Bundesgerichtshof hat nicht eindeutig gesagt, dass hier ein milderes Urteil zu verhängen ist, aber er hat einige Hinweise darauf gegeben", sagte Gerichtssprecher Conrad Müller-Horn.