Der HSV darf die Eintrittspreise nicht zu hoch treiben

Es wirkt zunächst wie ein Luxusproblem. Schließlich sehen die Zuschauerzahlen der beiden vergangenen Heimspiele des HSV mit 45 473 (beim 2:0 gegen Nürnberg) sowie 46 237 (beim 2:0 gegen Hoffenheim) auf den ersten Blick noch immer eindrucksvoll aus - vor allen Dingen im Vergleich zu den Besucherzahlen in den 1980ern, als sich zuweilen nicht mal 12 000 Fans bei Bundesliga-Heimspielen ins alte Volksparkstadion verirrten.

Und doch ist der Vorstand gut beraten, die Zuschauerentwicklung - zum ersten Mal seit 2005 blieb die Besucherzahl zweimal in Folge deutlich unter 50 000, kein Spiel in dieser Saison war ausverkauft - sehr wohl ernst zu nehmen. Natürlich haben die bei den Fans ungeliebten Spieltermine an Sonntagen oder am späten Sonnabend sowie der desaströse Saisonstart diese Negativentwicklung entscheidend beeinflusst. Dennoch kann die Strategie nicht lauten, auf mehr Sonnabend-15.30-Uhr-Termine sowie einen weiteren sportlichen Aufschwung unter Neu-Trainer Thorsten Fink zu hoffen. Das wäre zu einfach.

Diskutieren muss der HSV vor allem über seine Eintrittspreise. Der Boykott-Aufruf der so treuen Dortmunder Fans ("Fußball muss bezahlbar bleiben") vor dem Topspiel am 22. Januar in der Imtech-Arena taugt sehr wohl als Alarmsignal. Selbst im Familienblock kostet ein guter Platz für einen Erwachsenen 48 Euro, gegen den FC Bayern am 4. Februar 55 Euro, Karten in der Top-Kategorie 94 Euro.

Nicht nur der HSV muss aufpassen, dass der Volkssport Fußball nicht zum Vergnügen für Besserverdiener wird. In einer reichen Stadt wie Hamburg mögen zwar sogar noch höhere Preise für Spiele gegen Schweinsteiger, Neuer und Co. durchsetzbar sein. Aber kommt diese Klientel auch zu Spielen gegen Freiburg oder Mainz?

Wirtschaftlich mag ein Zuschauerrückgang für den HSV verkraftbar sein - die Einnahmen aus dem Kartenverkauf sind angesichts der Erlöse aus dem Sponsor- und TV-Bereich längst nicht mehr so wichtig. Doch auch Sponsoren und TV-Sender gieren nach vibrierender Atmosphäre. Ohne Fans ist alles nichts.