Ein Kommentar von Peter Wenig

In sportlicher und wirtschaftlicher Hinsicht könnten die Perspektiven kaum besser sein. Wer auch immer die Nachfolge von Theo Zwanziger als DFB-Präsident antritt, wird einen glänzend aufgestellten Verband führen dürfen. Die Nationalmannschaft gilt als großer Sympathieträger des Landes, Sponsoren und TV-Anstalten überweisen jedes Jahr Millionenbeträge in die DFB-Kasse. Das Schlagwort "König Fußball" war in Deutschland noch nie so zutreffend.

Und doch ist der Job des Präsidenten des größten Einzelsportverbandes der Welt alles andere als vergnügungssteuerpflichtig. Noch immer schwelt die unappetitliche Schiedsrichter-Affäre, unverkennbar steigt die Gewaltbereitschaft der Hooligans. Zudem wächst der Frust vieler Fußballfans über den wachsenden Kommerz in den Stadien.

Der DFB braucht daher keinen Sanierer, sondern einen Moderator, der bei Konflikten klug, souverän und zurückhaltend vermittelt. Diese Fähigkeit zählt nicht unbedingt zu Zwanzigers Stärken. Völlig unnötig etwa ließ sich der promovierte Jurist auf einen Prozess durch alle Instanzen gegen einen Blogger ein, der ihn einen "unglaublichen Demagogen" genannt hatte. Ungeduld, gepaart mit einer gewissen Portion Selbstverliebtheit, führte schließlich zu mehreren Patzern im Krisenmanagement. Dies kann indes Zwanzigers unbestreitbare Verdienste - besonders in Sachen Integration - kaum trüben. Die Messlatte für den Nachfolger liegt hoch.