Der Entwurf stammt von Stararchitekt Norman Foster, Fahrgäste und Politiker kritisieren geringen Regenschutz. Seitenwände vielerorts zu kurz.

Hamburg. Kann der Architekt der Berliner Reichstagskuppel, Sir Norman Robert Foster, am gemeinen Hamburger Bushäuschen scheitern? Zurzeit werden in Hamburg neue Fahrgastunterstände nach dem Foster-Entwurf aufgebaut. Doch es hagelt Kritik von Fahrgästen und Lokalpolitikern, denn die Seitenwände der neuen Bushäuschen sind vielerorts nur noch 60 bis 80 Zentimeter lang. Bislang waren die Seiten meist 120 Zentimeter lang.

An mehreren Haltestellen fehlen Seitenwände nun auch ganz, so zum Beispiel an der Haltestelle Josephstraße in Wandsbek. Die 22-jährige Kunststudentin Kathleen Bischoff wartet dort auf den Bus und kann das neue Design nicht verstehen: "Wind und Regen kommen in Hamburg ja meistens zusammen, nass wird man immer", sagt sie. Und noch etwas ist ihr aufgefallen: "Die Bänke sind so schmal, dass Menschen mit dickem Hintern runterrutschen." Auch die Fahrgast-Initiative Hamburg (FIH) hat sich die neuen Wartehäuschen angesehen. "Der schräge Dachverlauf ist in der Tat etwas unglücklich, wenn der Wind von vorne kommt. Ein Tonnen- oder Satteldach wäre da besser", sagt Martin Potthast vom FIH. Problematischer sei allerdings, dass der Haltestellenname nicht mehr groß an den Wartehäuschen dranstehe.

Die neuen Wartehäuschen machen auch Dirk Kortelmann wütend. Der Vertreter der Linken im Regionalausschuss Rahlstedt maß am Freitagmorgen mit einem Zollstock neue Bushäuschen in der Greifenberger Straße nach. "Die Bushäuschen werden kleiner, aber die Werbeflächen größer" sagt er. Hintergrund: Bei vielen neuen Bushäuschen sollen separat neue Werbetafeln aufgebaut werden. Zufall oder nicht, diese rücken oftmals näher an Straßen und Kreuzungen und werden so besser sichtbar. Kortelmann kritisiert: "Es kann nicht sein, dass für größere Werbeflächen der Fahrgastservice leidet."

Eigentümer der Häuschen ist die Firma JCDecaux. Sie weist die Kritik auf Abendblatt-Anfrage zurück: "Eine Versetzung von Wartehallen dient in erster Linie dazu, die Wartehallen möglichst nah an den Einstieg des Busses zu positionieren." Das Unternehmen verweist auf den Vertrag für die Hamburger Außenwerbung, den es 2007 mit dem Senat geschlossen hat.

Die Größe der neuen Häuschen hänge vom Standort ab, kommentiert die Wirtschaftsbehörde die Kritik. Geh- und Fahrradwege würden kleinere Unterstände nötig machen. "Es handelt sich also nicht um Schikanen der Stadt mit dem Ziel, dass die Fahrgäste nass werden", sagt Behördensprecherin Susanne Meinecke. Es gebe keinen Grund zum Handeln. "Uns sind keine Vertragsverletzungen von JCDecaux bekannt." Im Übrigen müsste jeder Umbau von den Bezirken bewilligt werden. Es braucht eine Sondernutzungserlaubnis.

Anfang November 2010 prüften die Hamburger Bezirke 835 Anträge, abgelehnt hatten sie bis zu diesem Zeitpunkt keinen einzigen, das geht aus der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage hervor. Hamburgweit waren damals 519 Bushäuschen bereits ausgetauscht, rund 1600 sollten noch folgen.

Dem Abendblatt liegen Dutzende aktuelle Antrags-Dokumente vor. Demnach wandern die Unterstände oft nur wenige Meter, die Werbevitrinen werden aber in jedem der vorliegenden Fälle gesondert aufgestellt. Bis Anfang November 2010 waren 207 Häuschen mit ihrem Standort verlegt worden.

Die Hamburger Hochbahn zeigte sich am Freitag überrascht von den Beschwerden. "Wir haben nur begrenzte Einflussmöglichkeiten auf die Unterstände, aber wir werden das prüfen", sagte Sprecherin Maja Weihgold.