Eine Glosse von Vanessa Seifert

"Weihnachten wird unterm Baum entschieden", ver-Ball-hornt eine große Elektronikmarktkette dieser Tage die goldene Fußballregel. Dabei liegt der Vergleich womöglich gar nicht so im Abseits: Einen Anpfiff gibt es an Heiligabend bekanntlich in den besten Familien.

Zum Beispiel, weil der Kapitän der Kernfamilie mit seinem hektisch eingetüteten Last-Minute-Geschenk mal wieder ein Eigentor geschossen hat und irgendwie auch was Foul wäre, wenn es von Oma keine Socken gäbe. Nur wird das dann nach dem zweiten Glas Rotwein plötzlich alles "hochkristallisiert" (René Adler) und am Ende hat "Bundes-Börti" Vogts Recht: "Hass gehört nicht ins Stadion. Solche Gefühle lebt man gemeinsam mit seiner Frau daheim im Wohnzimmer aus." O du fröhliche!

Insofern wirkt die Werbung eines Eimsbütteler Einzelhändlers durchaus angebracht: Mit dem Schriftzug "Weihnachten droht" verbreitet der Kaufmann seit einigen Tagen gezielt Panik. Was will uns der Geschäftsmann damit bloß sagen? Wahrscheinlich, dass es an der Zeit ist, sich zu besinnen - und zwar auf gute Gaben, die man praktischerweise gleich bei ihm im Laden käuflich erwerben kann.

Dabei geht es an Weihnachten doch gar nicht um Geschenke, sondern um die Geburt Jesu Christi. Vielleicht sollten wir uns alle ein bisschen darauf besinnen. Dann haben wir "vom Feeling her ein gutes Gefühl" (Andreas Möller), und es wird ein ruhiger Abend. Und eine stille Nacht.

Denn nein, die Wahrheit liegt nicht eingepackt unterm Baum. Sondern natürlich nur auf dem Platz.