Hamburg hat Vorschulangebote an den Schulen in diesem Jahr ausgebaut. Tagesstätten werben um Kinder mit Imagekampagne.

Hamburg. Kita oder Vorschule? Eltern fünfjähriger Kinder haben in Hamburg die Wahl. Sie können ihre Kinder im Jahr vor der Einschulung in der Kita behalten oder in eine Vorschule wechseln lassen, um das Kind auf die Schule vorzubereiten. Jetzt kämpfen in der Stadt Kita-Träger und die Bildungsbehörde um die zukünftigen Vorschulkinder.

Mehr als 1000 Kitas gehen in die Offensive und werben in einer gemeinsamen Kampagne mit ihrer Arbeit im letzten Kita-Jahr - damit stellen sie sich der Senatslinie entgegen. Die Stadt hat die Vorschulangebote an den Schulen in diesem Jahr ausgebaut. "Gerade für die Vorschulkinder in den Ganztagsgrundschulen stellen die großen Gruppen eine Überforderung und eine massive Verschlechterung gegenüber der Betreuungsqualität in der Kita dar", sagt Elimar Sturmhoebel und plädiert damit für einen Vorschulplatz bei der SOAL, dem Alternativen Wohlfahrtsverband Sozial&Alternativ.

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Erstmals haben die Kita-Träger gemeinsame verbindliche Qualitätsrichtlinien festgelegt, die Hamburgs Kindern den Übergang von der Kita in das erste Schuljahr erleichtern sollen. Unter dem Titel "Kita-Brückenjahr - garantiert gut vorbereitet in die 1. Klasse!" wollen sie Eltern überzeugen, dass sie besser sind als die Vorschulen. "Mit besonderen Angeboten im letzten Kita-Jahr stärken wir das Selbstbewusstsein der Kinder - eine wichtige Voraussetzung für ihren Bildungsweg und ihr weiteres Leben", sagt Franziska Larrá von der Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten. Dabei wollen die Erzieher die Kinder behutsam auf ihren Wechsel von den "Großen" in der Kita zu den "Kleinen" in der 1. Klasse vorbereiten. Außerdem sollen auch mathematische und naturwissenschaftliche Grundkenntnisse sowie Sprachkompetenz vermittelt, die Motorik, die musische und soziale Kompetenz verbessert werden. Das alles in enger Kooperation mit den Grundschulen.

Die Marktanteile sind zurzeit ausgeglichen: 7460 Kinder im Vorschulalter gehen in eine Kita-Einrichtung, 8100 Gleichaltrige sind an den Schulen.

Ein Grund für das Buhlen um die Vorschulkinder ist auch eine wirtschaftliche Sorge der Kita-Träger im Zuge der geplanten ganztägigen Bildung und Betreuung an Grundschulen: "Das bringt große Umwälzungen mit sich", sagt Franziska Larrá. "Wir verlieren die Schulkinder. Wenn wir dann auch noch die Vorschulkinder an die Schulen abtreten müssen, geraten manche kleine Träger in Existenznot." Für ein Vorschulkind, das am Tag acht Stunden lang betreut wird, bekommt die jeweilige Kita im Durchschnitt 697 Euro monatlich.

Einen Pluspunkt, den die Kitas haben, ist der bessere Personalschlüssel. Laut Martin Peters vom Paritätischen Wohlfahrtsverband sind in den Kitas zwei Pädagogen für 23 Kinder zuständig. An den Vorschulen werden 19 bis 23 Kinder in der Regel von nur einer Fachkraft betreut. "Das widerspricht jeglicher fachlichen Erkenntnis. Würde eine Kita dauerhaft mehr als zehn Kinder mit einer Fachkraft betreuen, würde sie ihre Betriebserlaubnis verlieren", so Elimar Sturmhoebel von SOAL. Er sorgt sich vor allem um die Vorschüler im Ganztagsbetrieb.

Die Schulbehörde geht mit der Kampfansage um die Vorschüler gelassen um: "Das Vorschulangebot an Kitas und die Vorschulklassen an Schulen sind gleichwertige, aber unterschiedlich geprägte Angebote. Eltern entscheiden, welches der beiden Angebote besser passt", sagt Behördensprecher Peter Albrecht. Die Vorschulklassen befänden sich am Ort der Schule und seien in ihrer Arbeitsweise den Grundschulen ähnlicher. Albrecht: "Der Übergang in die 1. Klasse kann den Kindern daher leichter fallen."