Jetzt hat es also auch American Airlines erwischt, immerhin die viertgrößte Fluggesellschaft der Welt und der einzige der großen Anbieter aus den USA, der sich nicht bereits im zurückliegenden Jahrzehnt mindestens einmal unter das dortige Gläubigerschutzrecht flüchten musste.

Zwar beruhen die Finanzprobleme von American offenbar zu einem nicht geringen Teil auf hausgemachten Fehlern, denn die Erzrivalen United und Delta haben in diesem Jahr bislang Gewinne erzielt. Doch die Insolvenz wirft auch ein Schlaglicht auf die grotesk ungleichen Wettbewerbsbedingungen in dieser weltumspannenden Branche: Wenn eine europäische Fluglinie in die Pleite rutscht, kann sie nicht einfach Schulden abwerfen und weiterfliegen, als wäre nichts geschehen. Diese Eigentümlichkeit des US-Insolvenzrechts hilft zwar dem Flugzeuglieferanten Airbus, aber sie verzerrt den Markt.

Vor allem jedoch wird man in Europa nicht müde, die heimischen Luftverkehrsgesellschaften mit immer neuen Auflagen und Abgaben zu belasten. Die Ticketsteuer in Deutschland ist ein Beispiel dafür, in die gleiche Richtung geht die Einbeziehung der Airlines in den Emissionshandel und das Nachtflugverbot in Frankfurt.

In anderen Teilen der Welt wird man sich die Hände reiben - nicht zuletzt in den Golfstaaten, deren rasant wachsende Flugkonzerne der Lufthansa immer größere Marktteile im Interkontinentalgeschäft abjagen. Der Luftverkehr ist eine Wachstumsbranche, da sind sich die Experten einig. Aber wenn Europas Politik so weitermacht, wächst er woanders.