Die Kulturetage Altona ist eine Investition. Fragt sich, für wen.

Ist das nur ein Trostpflaster oder ein Auftakt? Geht es um eine millionenschwere Mogelpackung oder echte Herzensangelegenheiten, um stadtteilbezogene, löbliche Kulturarbeit oder Fassaden-Malerei à la Potemkin, um renditegetriebene Investoren zu beglücken, für die Kultur vor allem apartes Immobilien-Make-up darstellt? Die Einrichtung der Kulturetage Altona in der Großen Bergstraße - in direkter Nachbarschaft zur riesigen Baugrube eines blau-gelben Möbel-Konzerns inmitten eines randvollen Viertels - ist eine Adresse, aus der man nicht so schnell schlau wird. Und mit der man, bei allem Wohlwollen, auch noch nicht so recht warm wird.

Prinzipiell ist nichts dagegen zu sagen, dass man Künstlern Räume zur Selbstverwirklichung anbietet. Kunst ist bekanntlich nicht nur schön und macht Arbeit, sie braucht auch Platz zum Leben, Blühen und Gedeihen. Fraglich ist nur, zu welchen Bedingungen und mit welchen Hintergedanken. Erst recht, wenn es um eine so dramatisch im kommerziellen Wandel begriffene Straße geht. Die Kulturetage bietet ein Café im Erdgeschoss, eine Galerie mit Veranstaltungsehrgeiz die Treppe hoch und dahinter ein knappes Dutzend Atelierräume in einem Flur Marke "Finanzamt einfach", bei denen in den nächsten zehn Jahren etwa 100 000 Euro jährlich als Subvention durch die öffentliche Hand dazugegeben werden. So werden als Mittel zum Zweck der Quartiersbelebung selbst Künstler zu Hausbesitzer-Lieblingen.

Es gab Künstler im alten Forum, die vor der Einrichtung dieser hoch subventionierten Atelierflächen weichen mussten, um für solventere und wohl auch gefälligere Nachmieter im schnieken neuen Forum Platz zu machen. Wenn selbst der Stadtentwicklungs-Staatsrat bei der Einweihung von einem "gewissen Gegenwicht zu den Monstren des Einzelhandels" spricht, kann man sich lebhaft vorstellen, in welchen Größenordnungen hinter den Kulissen geplant wurde. Und wie wenig man sich da von Off-Kultur und dem Horizonterweiterungsbeschleuniger der kreativen Unberechenbarkeit stören lassen möchte. Kultur ist Kultur, Hauptsache, es hängt etwas Buntes an der Wand und stört nicht weiter? Wer so schlicht denkt, verrechnet sich.