Ein Kommentar von Peter Wenig

Am Ende war es keine große Überraschung mehr. Statt der architektonisch spektakulären Welle wird der FC St. Pauli eine konventionelle Tribüne bauen. Dies ist bitter für die Wellen-Schöpfer aus der Hamburger Ideenschmiede Interpol, die viel Geld und Herzblut in ihr Modell gesteckt haben. Auf der anderen Seite müssen sie nun sportlich akzeptieren, dass dem Kiezklub das Risiko zu groß war, auf eine völlig neue Bauform zu setzen. Wie aus einer Vision ein finanzielles Desaster werden kann, ist schließlich nur wenige Kilometer entfernt bei der Elbphilharmonie zu beobachten.

Schade um die Welle ist es dennoch: Sicher, das Millerntor wird ob seiner großartigen Stimmung unverwechselbar bleiben. Der Zweitligaklub hatte jedoch mit der Welle die Chance, international für Aufsehen zu sorgen - weit über die kickende Branche hinaus. Die Debatte, wie viel Revolution ein Klub architektonisch wagen darf, wäre für den Fußballstandort Deutschland nur gut gewesen. Und zu diesem Bauherrn mit eingepreister Verrücktheit in der Klub-DNA hätte ein völlig anderes Stadion sehr wohl gepasst.

Der Klub hat sich am Ende gegen die Revolution und für die Konvention entschieden. Das ist völlig legitim. Verheerend für die wunderschöne Stadt an der Elbe wäre es jedoch, wenn die Pannenserie rund um den Bau der Elbphilharmonie als Signal interpretiert würde, nichts mehr zu wagen. Architektonische Langeweile gibt es in Hamburg schließlich mehr als genug.