Der Preis spielt nicht mehr die Hauptrolle im deutschen Lebensmittelhandel. Schauten die Verbraucher früher einzig und allein darauf, wo Tomaten, Kaffee und Schokolade am günstigsten zu haben waren, so achten sie heute immer mehr auf faire Produktionsbedingungen, Markenqualität und nicht zuletzt auf ein halbwegs angenehmes Ambiente beim Einkaufen. Die Billigketten verlieren Marktanteile, traditionelle Supermärkte befinden sich nach Jahren der Preismanie wieder im Aufwind.

Darauf muss sich auch ein Handelspionier wie Aldi einstellen. Jahrzehntelang hielt vor allem die Nordgruppe an den strengen Grundprinzipien des Discounts fest. Die eigenen Filialen sollten so spartanisch wie möglich gestaltet sein, um den Kunden das Gefühl zu geben, sie könnten hier besonders preiswerte Lebensmittel bekommen. Heute selbstverständliche Änderungen wie etwa das Zahlen per EC-Karte kamen in der Essener Zentrale stets zuletzt an.

Dass sich nun erste Zeichen des Wandels erkennen lassen, zeigt, unter welchem Druck die Manager bei dem Discounter stehen. Glaubt man den Zahlen der Marktforscher, dann hat Aldi Nord den Deutschland-Umsatz in den vergangenen zehn Jahren kaum noch steigern können, während anderen Unternehmen deutlich zulegten.

Die Geschäftsleitung muss nun einen schwierigen Spagat vollbringen. Auf der einen Seite müssen die Manager lernen, mit anderen Mitteln als dem Preis um die Kunden zu werben. Auf der anderen Seite darf die Preisführerschaft des Unternehmens dabei nicht in Gefahr geraten.