Mal angenommen, man würde morgen hingehen und 1001 repräsentativ ausgewählte Hamburger nach ihrem Lieblingsmonat fragen, wer würde da wohl gewinnen: der Wonnemonat Mai, der heiße Juli, oder doch der mitunter goldene Oktober? Schwer zu sagen. Sicher ist eigentlich nur, wer es nicht in die Top 10 schaffen würde, nämlich der November. Auf ihn würden etwa 0,02 Prozent der Stimmen entfallen, was dem gefühlten Anteil der Gothic-Fans an der Stadtbevölkerung entspricht, der Rest versucht den Monat weitgehend in Thailand, Südafrika oder im Solarium zu verbringen, zumindest in meinem Bekanntenkreis.

Die Gründe für die derart intensive Diskriminierung eines einzigen Monats liegen im Dunkeln, dabei sind sie wissenschaftlich belegt. Der November macht es uns naturgemäß schwer, glücklich zu sein oder wenigstens eine passable Zeit zu haben, weil er uns so wenig Licht gibt. Wenn es früher dunkel wird, ist der körpereigene Pegel des Schlafhormons Melatonin auch tagsüber erhöht, weshalb wir im November oft so müde sind, so schlecht aus dem Bett kommen, so gern Kerzen anzünden. Wir müssen uns an das viele Dunkel biorhythmisch erst gewöhnen, bis dahin sehen wir innerlich schwarz. Dass die Kirche, die alte Wetterfüchsin, seit jeher fast alle Trauertage auf diesen Monat legt, könnte damit zu tun haben.

Als wirksame Mittel gegen Novemberdepression gelten unter Experten: Lichttherapie, Vitamin-D-Präparate, Johanniskraut. Sowie, nicht zuletzt, lange Spaziergänge bei Tageslicht. Womit wir beim Heiteren, quasi Therapeutischen dieses Textchens wären. Der Hamburger November 2011 ist nämlich der bislang regenärmste aller Zeiten. Null Liter Niederschlag bis zum 22., das gab's noch nie. Das Abendblatt appelliert daher an seine Leser: Hamburger, geht raus, nutzt die Trockenheit, saugt die Sonne ein! Noch nie hat es uns der November so leicht gemacht, glücklich zu sein.