Science-Slam begeistert Laien für Wissenschaft

Kulturpessimisten haben es immer gewusst: Die Nation versinkt im dusseligen Comedy-Sumpf. Mit immer gleichen Zoten über Männer, Frauen und das Einparken füllt Mario Barth riesige Hallen. Witz im Radio ist oft so flach und eintönig wie das Wattenmeer bei Niedrigwasser. Kann da ein Humor mit wissenschaftlicher Botschaft noch funktionieren?

Kann er, wie am Wochenende die deutsche Meisterschaft in Hamburg im Science-Slam gezeigt hat. Junge Forscher müssen dabei in einem nur zehnminütigen Vortrag einem Laienpublikum erklären, woran sie gerade arbeiten: Dinge wie Proteinentfaltung, Regelungstechnik oder Elementarteilchen in der Physik.

Das klingt nach staubtrockener Wissenschaft, ist es aber nicht: Kurzweilig, komisch und spannend waren die Vorträge. Gute Unterhaltung in Kombination mit Erkenntnis.

Das ist neu, das ist ein wenig Sendung mit der Maus für Erwachsene - und das stößt auf riesiges Interesse. Der Saal auf Kampnagel war schon Tage zuvor ausverkauft. 2006 erst gab es im Stil der bekannteren Poetry-Slams den ersten Vortrags-Wettstreit von offensichtlich bühnenbegeisterten Wissenschaftlern in Deutschland. Inzwischen finden in vielen Uni-Städten solche Slams statt. Offenbar sehnt sich ein großes Publikum nach dieser neuen Form der Unterhaltung. Oder auch nach Wissenschaft, die Spaß bringen kann - was wohl auch den Erfolg des Medizin-Kabarettisten von Hirschhausen erklären kann. Klar gibt es wieder Stimmen, die nun auch hier eine Verflachung fürchten. Doch diese Gefahr besteht hier nicht, mögen die Kulturpessimisten noch so viel nörgeln.

Science-Slam ist immer noch mehr Wissenschaft als Show. Der Gewinner der Meisterschaft in Hamburg spielt nicht einen Physiker, er ist einer. Einer, der mit Leidenschaft und Verve von seiner Arbeit erzählen kann, sodass auch Laien davon eine Ahnung bekommen und den Sinn verstehen. Was Besseres kann der Wissenschaft nicht passieren. Und der Unterhaltung auch nicht.