Über Claus Großner kursieren nur ein paar Eckdaten. Persönlichkeiten waren bei ihm zu Gast

Hamburg. Er war der unbekannteste Bekannte Hamburgs: Als Claus Großner am 10. Dezember 2010 im Alter von 69 Jahren verstarb, blieben viele Fragen offen. Wer war der Hüne mit dem zerzausten Haar, dem weiten Anzug und dem angeblich sagenhaften Besitz, der in letzter Zeit so traurig wirkte? "Jeder kannte Claus", verrät einer seiner engsten Vertrauten, "aber keiner wusste wirklich, wer er ist."

Es kursieren nur Eckdaten: Geboren 1941 in Königsberg, Studium der Theologie an der päpstlichen Universität Gregoriana, Jura, Volkswirtschaft, Philosophie an Universitäten in Deutschland und den USA, Arbeit als Journalist unter anderem für die Wochenzeitung "Die Zeit".

Der talentierte Mann beherrschte neun Sprachen. Die Basis seines Vermögens war nebulös. Er selbst nannte sich Investmentbanker oder Investor. Einen Namen machte er sich durch den Kauf der Villa Elbchaussee 359 von der Sietas-Werft und durch den Erwerb des Dehmel-Hauses in Blankenese, vor allem jedoch durch seine gesellschaftlichen Aktivitäten.

Dem Netzwerker glückte es, Persönlichkeiten aus aller Welt zu Diskussionsveranstaltungen zu versammeln. Regisseur Christoph Schlingensief kam zu ihm, Versandhaus-Unternehmer Michael Otto oder Publizistin Marion Gräfin Dönhoff.

Als offizieller Absender der Einladungen fungierte sein "Großforschungs- und Informationsbureau"; gebeten wurde zu so fantasievollen Veranstaltungen wie "Jumelage", "Zukunfts- und Informationsforum" oder "Festa Europea". Themen: Kultur, Philosophie, Politik, Europa.

Nach einem Smalltalk zu Beginn der Veranstaltungen ließ er eine Kuhglocke erklingen. Danach wurde referiert und diskutiert. Über Gott und die Welt - nur nie über den Gastgeber. Blicke in sein Inneres ließ Claus Großner nicht zu. Bis zum Ende nicht.