Eine Glosse von Daniel Herder

Potztausend, nu' isser weg! Als hätte der Obdachlosenzaun unter der Kersten-Miles-Brücke, an dem zuletzt das Plakat "18 000 Euro Steuergeld formten diesen schönen Baukörper" prangte, nie existiert. Aber wo ist er hin? Die Linken wären wohl mit ihrer Idee gescheitert, den viel geschmähten Zaun in die Großbaustelle am Dammtorbahnhof zu integrieren, wo sich Bauzorn und Bauzaun als homofones Pärchen hätten begegnen können. "Der Ausgrenzer ist jetzt ein Ausgegrenzter", nahm ein integrationspolitischer Sprecher den Stahlzaun schluchzend in Schutz, "Alle Zäune sind Zäune. Überall."

Sorry, aber da wird eher so ein Oberschurke wie Reemtsma-Entführer Thomas Drach Priester als der für den Zaun verantwortliche Bezirksamtsleiter Markus Schreiber ein Gutmensch. Kaum wurde ihm die Einfriedung politisch lästig, folgte die Abschiebung! Schreiber entsorgte den Zaun dort, wo er am liebsten gleich den ganzen Schlafplatz entsorgt hätte: auf dem Schrottplatz. Und vielleicht hätte Schreiber ihm gern ein paar unliebsame Altlasten hinterher geworfen, allen voran natürlich die Zomia-Nervensägen und ihre Bauwagen. Was sagt bloß Amnesty International dazu?

Die "taz" titelte schnappatmend: "Zaun weg, Zank bleibt". Dafür sorgt schon CDU-Politiker Jörn Frommann: Das Ding habe einen Schrottwert von 96 Euro, rechnet er allen Ernstes vor. Typisch CDU, immer geht's nur um die Kohle. Aber ein 18 000-Euro-Zaun wird nicht zum Griechen-Zaun, weil er plötzlich nur noch 96 Euro wert ist. So einer bleibt König unter den Zäunen! Genauso wenig würde man doch der 500 Millionen Euro teuren Elbphilharmonie Schrottwert unterstellen - nur weil Schreiber dort einen Textildiscounter einziehen lassen will!