Ökonomische Voraussagen sind oft falsch und verunsichern

Wirtschaftsprognosen können dann und wann Sinn machen. Zum Beispiel, wenn es um fundierte Steuerschätzungen geht. Weiß ein Staat, wie hoch seine Einnahmen in etwa ausfallen, kann er Investitionen und andere Ausgaben besser planen. Doch die mittlerweile inflationäre Verbreitung von Prognosen ist nicht nur überflüssig, sondern auch gefährlich.

Kaum eine Woche vergeht, ohne dass ein Wirtschaftsinstitut, eine politische Organisation oder ein sendungsbewusster Volkswirt Voraussagen für die ökonomische Zukunft abgibt. Für viele Institute bedeuten die Prognosen - die meist als Auftragsarbeiten angefertigt werden - nicht nur ein lukratives Geschäft. Sie sind auch ein optimales Marketinginstrument, steigern sie doch den eigenen Bekanntheitsgrad ungemein. Dabei gilt: Je überraschender die Voraussage, desto größer die Aufmerksamkeit, desto mehr Schlagzeilen und Interviews in den Medien.

Der Schönheitsfehler der meisten Prognosen in den vergangenen Jahren: Sie stimmen nicht. Und damit die Blamage nicht allzu groß ausfällt, werden die Voraussagen etwa im Drei-Monats-Rhythmus "den neuen Begebenheiten angepasst", wie die Verfasser es nennen. Und siehe da: So groß sind die Abweichungen zur Wirklichkeit dann gar nicht mehr. An die Ursprungsprognose kann sich im dichten Voraussage-Dschungel ohnehin niemand mehr erinnern.

Nun hat die EU-Kommission gestern im Rahmen ihrer Herbstprognose vor einer Rezession in Europa gewarnt. Und was hat die Welt davon? Ob es tatsächlich zur Rezession kommt, weiß niemand. Das gibt sogar die EU-Kommission zu. Aber Folgen hat die Warnung dennoch: Die Konsumenten sind verunsichert, sparen lieber. Potenzielle Investoren zögern mit Projekten und schaffen keine neuen Jobs. Und so wird sie immer wahrscheinlicher, die Rezession.

Der Prognose sei Dank.