Ein Kommentar von Joachim Mischke

Ein Rettungsschirm, das wär's jetzt. Historisch und bedrohlich genug ist die Lage. Und die Summen, um die es geht, sind noch nicht mal Peanuts im Vergleich zu den Fantastilliarden, mit denen Merkel & Co. gerade um sich werfen in der Hoffnung, schon irgendwie das richtige Bilanzloch zu treffen. In Schwerin droht wegen eines Defizits von einer Million Euro eine Trauerspiel-Premiere, die keinem Intendanten zu wünschen ist: die erste Insolvenz einer bundesrepublikanischen Staatstheater-GmbH.

Im größten Theater Mecklenburg-Vorpommerns, das sogar zum 2011er-Theatertreffen eingeladen war, könnten bei Schauspiel, Theater und Ballett schon bald die Lichter ausgehen. Erst will keiner dafür auskömmlich bezahlen, dann will keiner schuld gewesen sein. Heute tagt der Aufsichtsrat.

Griechenland ist nur in Griechenland, Schwerins Theater-Misere ist aber kein Einzelfall, sondern systembedingt. An etlichen Häusern - sie müssen noch nicht mal klein, in den "neuen Ländern" und selbstausbeuterisch organisiert sein - droht seit Langem der Tod durch Tarifpflicht. Das Dramatische daran ist: Sollte Schwerin das erste Haus sein, das es erwischt, wird es wohl nicht das letzte sein. Der Kulturpolitik in ganz Deutschland muss dieses Nahtoderlebnis eine Lehre sein. Eine Landeshauptstadt ohne eigenes Theater wäre eine Schande für die gesamte Kulturnation.