Eine Glosse von Hans Wacker

Jeden Tag prasseln Milliarden und Abermilliarden von Bits auf das Gehirn ein. Das sind Informationshäppchen im Nanobereich, die uns zeitsparend durch den Alltag führen. Damit der Mensch diese Informationsflut bändigen kann, hat er die Mini-Botschaften erfunden. Die versendet er ohne Unterlass per SMS und macht nicht große Worte. "Mü Hochz versch Lg", schreibt der Bräutigam der Braut, weil er "im Off unabk" ist.

Schon ganz früher, als das Telefon noch zum Telefonieren da war und es keine Deckelung des Gesprächspreises, die man heute Flatrate nennt, bei der Bundespost gab, mahnten Schilder aus Emaille: "Fasse dich kurz."

Das gilt natürlich nicht für Prachtstraßen. Hier muss der Name schon ordentlich was herzeigen. Dammtorstraße war bisher eine, gemessen an der Zahl der Buchstaben, ziemlich eingängige Bezeichnung. Doch die neuen Häuser links und rechts des Weges haben Besseres verdient. Und deshalb soll aus der Dammtorstraße der "Opernboulevard am Dammtor" werden. Das Straßenschild ist locker zwei Drittel länger als etwa das der Caffamacherreihe.

Ob der neue Name ankommen wird? Die Mönckebergstraße hat Volkes Stimme bereits auf Mö reduziert. Düsseldorf hat seine Kö und Berlin den Ku'damm. Reisende fliegen stundenlang nach L.A. oder Joburg, haben aber keine Zeit, die Ziele auszuschreiben. SMS-angemessen muss es sein.

Also "Opernboulevard" ohne "am Dammtor"? Oder einfach nur "OB"?

Da ist gar kein Grimm zwischen den Zeilen herauszulesen. Apropos Grimm: Das ist der wohl kürzeste Straßenname in Hamburg.