Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Mach et, Michael!, möchte man ihm zurufen. Der Deutsche Tennis-Bund (DTB) kann sich in Zeiten der Neuorientierung und Neustrukturierung keinen besseren Präsidenten wünschen als ebendiesen Michael Stich. Dessen sportliche Kompetenz ist über jeden Zweifel erhaben, das wirtschaftliche Know-how hat er wiederholt nachgewiesen und ist dafür in Hamburg als Start-up-Unternehmer ausgezeichnet worden. Und Stich hat vor allem vor drei Jahren den Mut gehabt, das traditionsreiche Rothenbaum-Turnier vor dem Bankrott zu retten. Andere, wie Boris Becker, hatten es zuvor aufgegeben. Ob Stich die Teamfähigkeit besitzt, einen großen Verband und 18 selbstbewusste Landesfürsten zu führen, muss abgewartet werden. Den Versuch wäre es allemal wert. Die Alternativen schrecken eher.

Einer wie Stich ist nicht umsonst zu haben, ein Ehrenamt passt nicht zu ihm, für den sich Leistung lohnen muss. Das sollte heute in einem modernen Sportverband kein Hindernis sein, auch deshalb nicht, weil Präsidentschaftskandidat Karl Georg Altenburg ebenfalls vom DTB mehr Professionalität einfordert. Die ist vonnöten, soll der Tennisbund wieder jene nationale und internationale Bedeutung gewinnen, die er hatte, als Stich - wie Becker und Steffi Graf - den Schläger noch selbst in die Hand nahm. Den Niedergang hat dann auch nicht Amtsinhaber Georg von Waldenfels zu verantworten, sondern zu allererst sein Vorgänger Claus Stauder, der es zuließ, dass mit den Millionen, die Becker, Graf und Stich einspielten, die Eitelkeiten der Landesverbände befriedigt und große Teile im Stile des "Herrn Neureich" verprasst wurden.