Eine Liebeserklärung von Jochen Förster

Der Name Metropolis steht, wie Hamburg-Cineasten wissen, gleich doppelt für die hohe Kunst des Kinos. "Metropolis", so heißt einmal Fritz Langs Stummfilm von 1927, ein futuristisches Wahnsinnswerk, das jeder einmal im Leben gesehen haben sollte, am besten mit Live-Piano-Begleitung im schönsten Programmkino der Welt, in welcher der vielen Schnittversionen auch immer, die seit dem Verschwinden des Originals kursieren.

Ich persönlich sah "Metropolis" zum ersten Mal im Metropolis-Kino an der Dammtorstraße, irgendwann in den frühen 90ern, und für mich gab es damals keinen schöneren Ort als diesen. Das Ambiente war so gediegen-exklusiv wie das Programm, Godard-Retrospektiven jagten Tarkowski-Werkreihen, für Filmfans war es der Stadt-Palast schlechthin, unschlagbar für Bildung wie Distinktionsgewinn.

Das Erlebnis selbst kam natürlich hinzu. "Metropolis" lief damals im Metropolis in der längsten erhältlichen Fassung. Ich erinnere mich an einen beleibten Pianisten mit Schweißperlen auf der Stirn, der sich zwei Stunden lang die Seele aus dem Leib spielte, er hatte die Augen abwechselnd auf Partitur und Leinwand gerichtet, ich meine abwechselnd auf die Leinwand und ihn. Nie habe ich Kino so leibhaftig empfunden wie an diesem Abend.

Dass das Metropolis nun, nach neubaubedingtem Umzug an den Steindamm, ins alte Zuhause neben der Staatsoper zurückkehrt, und das sogar in altem Gewand, ist für Cineasten (die immer auch Nostalgiker sind) ein glorreiches Ereignis. Es erinnert daran, welch tolle Kinos es nicht mehr gibt - etwa das Aladin auf der Reeperbahn. Und es ist ein guter Anlass für eine Würdigung: Ein Kino wie das Metropolis ist ein Glücksfall für eine Metropole wie Hamburg. Weil es Film als Kunst zelebriert. Und weil es einer der schönsten Orte auf der Welt ist.