Eine Glosse von Jens Meyer-Odewald

Im Freundeskreis war Wolle bisher nie durch sein besonderes Karma oder Nähe zur asiatischen Lebensart aufgefallen - außer dass er beim Chinamann mit Vorliebe krosse Ente mit acht Kostbarkeiten bestellte. So wie vorgestern. Doch nach Abschlecken des Desserttellers (Honig!) und beim Auspacken der Glückskekse überraschte er mit philosophischen Grundbetrachtungen. "Ich werde reich!", teilte er der verblüfften Runde mit. Und das, obwohl Wolle bei fast allen Jungs irgendwie in der Kreide steht.

Er blickte sich im Restaurant um und bat die Köpfe konspirativ gen Tischmitte. "Addiert mal die letzten beiden Zahlen eures Geburtsjahres mit euerm Alter", flüsterte er ganz hibbelig. Die Rechnung ergab 111. Bei jedem. Ein kleines Wunder.

"Und welches Datum ist Dienstag?", fuhr er aufgeregt fort. Na ja, der 1.11.11. "Seht ihr!", befand Wolle. "Und was ist zwei Freitage weiter?" Nun, der 11.11.11. "Das ist der Beweis!", behauptete Wolle. "Genau in diesen Tagen macht es Klingelingeling!" Wie einst märchenhaft bei Sterntaler werde Geld auf jenen niederprasseln, der sich danach ausstrecke. Mit Wetten zum Beispiel oder anderen Varianten des Glücksspiels.

Gebanntes Schweigen. "Außerdem gab es jetzt im Oktober fünf Sonntage, fünf Montage und fünf Sonnabende", sagte Wolle in die Stille. "Das gibt's nur alle 823 Jahre." Die Chinesen, meinte er zu wissen, nennen diese Konstellation "ein Sack voll Geld".

Die Konsequenz? Wolles Stimme wurde noch eine Spur leiser: "Alles, was ihr erübrigen könnt, in Lotto oder Fußballwetten investieren!" Nur besser nicht auf den HSV, das bringe die "Seuche". Bestochene Schiedsrichter, blendende Flutlichter, böige Winde, Papierkugeln und so würden die Siege stets verhindern. Und was ist mit Trabrennen am Volkspark jetzt am Donnerstag? "Nichts wie hin, Jungs!", schwor Wolle. "Das ist Bahrengold."