Ein Kommentar von Hanna-Lotte Mikuteit

Mit Feiertagen ist das so eine Sache. Weihnachten, Ostern, da wissen die meisten, um was es geht. Beliebt sind die Feste vor allem, weil es nicht nur kirchliche, sondern auch gesetzliche Feiertage sind. Alle haben frei. Der Alltag macht Pause. Da hat es der Reformationstag schwer. In Hamburg wie in den meisten Bundesländern ist der 31. Oktober kein freier Tag. Der Alltag geht weiter. Dazu kommt, dass die Bedeutung des Kirchenfestes nicht gerade eingängig ist. Am 31. Oktober, dem Abend vor Allerheiligen, soll Martin Luther vor fast 500 Jahren mit seinem Thesenanschlag in Wittenberg den Beginn der Reformation eingeleitet haben und damit die Entstehung der evangelischen Kirche. Für Protestanten ein Grund zu feiern. Zudem geht es ja auch um eine geschichtliche Weichenstellung.

Doch inzwischen verbinden die meisten das Datum mit leuchtenden Kürbissen und Grusel-Events. Getrieben von Einzelhandel und Gastronomie haben Halloween-Bräuche in Deutschland einen festen Platz gefunden. Die evangelische Kirche hat erst gewettert, dann mit Aktionen wie Lutherbonbons oder Lutherkeksen versucht, im Gruselrausch mitzumischen. In diesem Jahr hat die Nordelbische Kirche eine neue Strategie und lädt unter dem Motto "Was glauben wir eigentlich?" zu einer hochkarätigen Veranstaltungsreihe. Start: am Reformationstag. Und es gibt weitere Angebote, so werden in Rahlstedt gemäß Luther-Zitat drei Apfelbäume gepflanzt - gleichsam als Kontrapunkt zum kollektiven Gruseln. Insofern hat Halloween, abgesehen vom Spaßfaktor, auch etwas Gutes. In der Konkurrenz ist die Kirche gezwungen, sich zu besinnen und aktiv zu werden.