Die HSH Nordbank will sich von Hanse-Office in Brüssel trennen, die Stadt prüft jetzt die Übernahme der dreigeschossigen Immobilie.

Hamburg/Brüssel. Die Avenue Palmerston 20 in der Nähe des Europäischen Parlaments ist eine feine Adresse. Das großzügige Bürgerhaus am Rande des Europaviertels beherbergt das Hanse-Office, die Vertretung der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein in Brüssel.

Hier gehen Politiker und Entscheider aus der Wirtschaft ein und aus. Seit seinem Amtsantritt im März war Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bereits dreimal zu Gast. Zum 25. Bestehen des Hanse-Office im vergangenen Jahr hielt EU-Kommissar Günther Oettinger eine Ansprache, und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso schickte das Grußwort. In den repräsentativen Räumlichkeiten werden vertrauliche Gespräche geführt, Empfänge gegeben und Vorträge gehalten.

Doch jetzt soll die dreigeschossige Immobilie nach Abendblatt-Informationen verkauft werden. Ein Tochterunternehmen der HSH Nordbank ist Eigentümerin. Auf Anfrage bestätigte ein Sprecher: "Wir prüfen zurzeit den Verkauf dieser Immobilie sowie zweier weiterer Objekte in Brüssel." Aber mehr Informationen will der Sprecher nicht geben. Die HSH Nordbank erwägt, sich von zahlreichen Immobilien zu verabschieden, darunter auch von ihrem Anteil an der Europa-Passage in der Hamburger Innenstadt.

Zurück nach Brüssel. Natürlich spricht die Bank nicht darüber, wie viel ein Käufer für die Immobilie, die 1899 als Wohnhaus erbaut wurde, zahlen müsste. Die Preisvorstellungen dürften im mittleren einstelligen Millionenbereich liegen. Es wird genügend Interessenten für das Objekt in bester Lage geben. Aber die Stadt Hamburg als langjähriger Mieter wäre sicherlich die erste Wahl. Und es besteht tatsächlich Interesse: "Es finden Sondierungsgespräche zwischen der Stadt und der HSH Nordbank über einen möglichen Ankauf des Objekts statt", sagte der stellvertretende Senatssprecher Jörg Schmoll. Wann der Mietvertrag zwischen der Stadt und der HSH Nordbank auslaufen würde, konnte Schmoll nicht sagen.

Im Hanse-Office sind 15 Mitarbeiter beschäftigt. Der Leiter Hamburg ist Claus Müller. Der sagt: "Die Verkaufsabsichten sind mir bekannt. Ich hatte der Stadt sogar vorgeschlagen, über einen Kauf des Hauses nachzudenken. Es sollte auf jeden Fall als Standort für das Hanse-Office erhalten bleiben." Die Immobilie sei ein "Juwel und ein gutes Stück Hamburg in Brüssel."

Das Hanse-Office war das erste Regionalbüro, das in Brüssel eröffnet wurde. Heute gibt es etwa 300 solcher Einrichtungen aus den 27 EU-Mitgliedstaaten.