Eine Bayreuth-Prognose von Barbara Möller

Frank Castorf wird also den Bayreuther Jubiläums-"Ring" 2013 inszenieren. Der Vertrag ist zwar immer noch nicht unterschrieben, wie die beiden Festspielleiterinnen gestern zugaben, aber, so Katharina Wagner, der Berliner habe am Sonntag "Ja!" gesagt.

Wird auch höchste Eisenbahn, möchte man sagen, denn an Richard Wagners Opus Magnum haben sich ja schon Leute die Zähne ausgebissen, die zum Nachdenken deutlich mehr Zeit hatten, als Castorf jetzt noch bleibt. Alfred Kirchner zum Beispiel, der in den 90er-Jahren etwas fabrizierte, das als "Designer-'Ring'" in die Festspielgeschichte einging.

Auf Castorf lastet die Erwartung, er möge den Festspielen einen "Jahrhundert-'Ring'" schenken. Etwas Denkwürdiges. Grandioses. Etwas, worüber man sich endlich mal wieder aufregen kann, wie man sich 1976 über Patrice Chéreaus "Ring" aufregen konnte, als die Zuschauer im Festspielhaus standen und sich gegenseitig vor Wut oder Begeisterung anbrüllten. Auf gar keinen Fall soll Castorf etwas Halbgares abliefern wie vor ihm Tankred Dorst, der mit einer noch nie erlebten Harmlosigkeit in der Tetralogie herumtappte.

Für die Wagner-Schwestern, denen Wim Wenders als "Ring"-Regisseur im April von der Fahne ging, steht viel auf dem Spiel. Für sie wird es in der Wagner-Welt kein Pardon geben, wenn der Castorf-"Ring" danebengeht.