Ein Kommentar von Christoph Rybarczyk

Wenn Ärzte auf die Straße statt in die Praxis gehen, sollte man genau hinschauen: Wer nimmt da Trillerpfeife und Plakat in die Hand? Worum geht's? Und wo bleibt am Ende der Patient, der immer höhere Beiträge zur Krankenkasse, immer mehr privat für Medikamente zuzahlt? Vor allem Hausärzte beklagen, dass sie von den Honorarsteigerungen ihrer Kollegen abgekoppelt werden. Das lässt sich sogar belegen. Die Bundesregierung will mehr Ärzte aufs Land schicken und muss sie dorthin locken - mit Geld, das woanders abgezogen wird.

Milliarden Euro werden umverteilt. Und wenn umverteilt wird, aber das Honorarvolumen gleich bleibt, sinken die Einnahmen der überversorgten Gebiete wie Hamburg.

Mit Top-Verdienern muss man kein Mitleid haben. Aber wer sich überhaupt als junger Arzt eine Praxisübernahme leisten kann, wer nach jahrelanger Ausbildung medizinische und wirtschaftliche Verantwortung übernimmt, braucht planbare Einnahmen vom gesetzlichen Versicherten. Von der AOK-Oma aus Barmbek, wie die Ärzte liebevoll sagen.

So wie derzeit mit den Milliardentöpfen jongliert wird, wagt kein Arzt, ein neues Gerät zu kaufen oder seine Praxis aufzumöbeln. In unserer Technikgläubigkeit stecken wir immer mehr Geld in Apparate statt in sprechende Medizin. Da fällt der Hausarzt hinten runter, der Blutdruck misst, bei Grippe den gelben Krankenschein signiert oder die Diabetes-Pille verschreibt. Nur eines darf man nicht vergessen: Der Fehler liegt im System. Die ärztliche Selbstverwaltung muss politisch aushandeln, wie die Geldströme umgeleitet werden können. Ein Teil des Protests richtet sich auch gegen die eigenen Standesvertreter.