Den schwarzen Anzug trägt er schon, und auch sonst sind alle Voraussetzungen für einen stattlichen Maître d'hotel gegeben: Stil, ein erstaunliches Namensgedächtnis und eine Dienstbarkeit, die höflich und charmant, jedoch keinesfalls servil oder untertänig ist. Wenn Darius Wieczorek in den nächsten Tagen als Teamchef von zwölf Mitarbeitern vom Stellvertreter zum Restaurantchef aufsteigt, können die Gäste des Vier Jahreszeiten gewiss sein: Im Grill geht's mit Würde weiter - so, wie es Vorgänger Rudolf Nährig ein halbes Leben hingebungsvoll exerzierte.

Von ihm hat der 29 Jahre alte Wieczorek in den vergangenen sechs Jahren die hohe Kunst der alten Kellnerschule gelernt. In Oppeln in Polen geboren und seit 1989 in Norddeutschland, hat der ausgebildete Restaurantfachmann frühzeitig gute Manieren studiert. "Für mich ist es eine Ehre", sagt er dann auch - ganz im Tonfall des 113 Jahre alten Traditionshotels am Neuen Jungfernstieg.

Nach viel Arbeit am Wochenende hat der künftige Maître heute Muße, seinen Hobbys nachzugehen. Er schätzt klassische Literatur, aber auch Fachbücher über Wein. Gemeinsam mit Lebensgefährtin Lucia soll das Wissen am Abend ganz praktisch in einer Trotteria in Eilbek umgesetzt werden. Denn das wiederum hat Darius Wieczorek das Leben gelehrt: Man braucht nicht unbedingt fünf Sterne, um erstklassig genießen zu können.