Die beiden Budnikowsky-Chefs Gabriele und Cord Wöhlke unterstützen die Aktion “Gib Deinen Zehnten“: “Wer gibt, dem wird auch gegeben.“

Wandsbek. Gabriele und Cord Wöhlke unterstützen die Aktion "Gib Deinen Zehnten". In ihren Budnikowsky-Filialen hängen die Plakate der Kampagne, die von dem Reeder Peter Krämer sowie der evangelischen und der katholischen Kirche initiiert wurde.

Dabei geht es darum, das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie viel jeder Bürger der Gesellschaft geben kann. Es soll ein Ansporn sein, Verantwortung zu übernehmen, ohne nur auf den eigenen Nutzen zu schauen. Soziales Engagement ist ein Pfeiler des Drogerie-Unternehmens Budnikowsky. Ein Gespräch mit Gabriele und Cord Wöhlke über ihre Motivation, Gutes zu tun.

Hamburger Abendblatt: Warum unterstützen Sie die Aktion "Gib Deinen Zehnten"?

Cord Wöhlke: Ich bin sehr dankbar für das, was ich im Leben erreicht habe, das ist zu 50 Prozent auch Glück. Ich glaube daran: Wer gibt, dem wird auch gegeben. Dazu passt dieser Aufruf.

Gabriele Wöhlke: Ja, es ist genau das, was wir machen, dass wir einen Teil unseres erwirtschafteten Geldes an soziale Projekte geben.

Sie haben ein florierendes Unternehmen, eine große Familie - Sie könnten sich darauf konzentrieren. Warum machen Sie das nicht?

Cord Wöhlke: Weil das nicht genug wäre. Wer privilegiert ist, hat die Verpflichtung, sich für das Wohlergehen der Menschen einzusetzen. Das ist meine Mission.

Gabriele Wöhlke: Ich engagiere mich für die Mitarbeiter, weil für mich die Firma eine Verlängerung der Familie ist. Für die Mitarbeiter fühle ich mich genauso verantwortlich.

Was treibt Sie dabei an?

Gabriele Wöhlke: Unser christliches Selbstverständnis verpflichtet zu helfen. Ich bin so erzogen worden, nicht egoistisch zu denken.

Cord Wöhlke: Mich treibt der Gerechtigkeitssinn. Gerechtigkeit für benachteiligte Menschen. Ich bin Verfechter einer nachhaltigen, sozialen Marktwirtschaft. Und wir als Unternehmen sind nur dann überlebensfähig, wenn wir nachhaltig arbeiten und an unsere Mitarbeiter und Kunden denken. Wirtschaft muss dem Menschen dienen.

Wie viel Zeit investieren Sie in soziales Engagement?

Gabriele Wöhlke: Einen Teil unserer freien Zeit sind wir für die Mitarbeiter da - wie beim gemeinsamen Sonntagsbrunch für Jubilare und engagierte Mitarbeiter. Langjährige Mitarbeiter laden wir nach Hause ein und bekochen sie. Um die Weihnachtszeit besuchen wir alle 154 Filialen und sprechen persönlich mit den Angestellten. Selbst im Urlaub telefonieren wir mit Geburtstagskindern und Jubilaren - es gibt da keine Trennung.

Cord Wöhlke: Der enge Kontakt zu den Mitarbeitern ist wichtig und gibt uns gleichzeitig auch einen guten Einblick in die Sorgen und Nöte der Menschen. Die meisten sind Mitarbeiter im Niedriglohnsektor. Ein Drittel sind Migranten. Aus den Erfahrungen mit ihnen haben sich unsere Patenprojekte der Budnianer-Hilfe in den Geschäften ergeben, weil wir mitbekommen haben, welche Probleme es in den Schulen, in den Kitas gibt und wo wir am besten helfen können. Ich bin in den letzten Jahren Mitglied in vielen Gremien und Zirkeln geworden. Denn ich möchte auch grundsätzlich gesellschaftlich etwas verändern.

Was heißt das konkret?

Cord Wöhlke: Ich arbeite schon seit mehreren Jahren im Integrationsbeirat der Stadt. Zudem arbeite ich mit staatlichen Stellen zusammen, um Jugendliche mit schlechten Schulnoten in die Ausbildung zu bringen. So haben wir zum Beispiel einen speziellen Einstellungstest entwickelt, bei dem Jugendliche mit Migrationshintergrund nicht von vorneherein benachteiligt sind. Bildung ist mein Thema, immer wenn wir auf Probleme stoßen, liegt die Ursache in mangelnder Bildung und Ausbildung. Deshalb plädiere ich für eine Steuer auf höhere Einkommen, die nur der Bildung zugutekommen darf.

Gabriele Wöhlke: Mit der Budnianer-Hilfe sind wir konkret vor Ort im kleineren Bereich aktiv. Wir unterstützen viele Kindergärten in sozialen Brennpunkten, kulturelle Projekte in Altenheimen, Sprachförderung, Nachhilfe, Vorleseprojekte. Ich habe eher die Mutterfunktion, bin diejenige, die sich um die einzelnen Menschen sorgt.

Aber das machen Sie doch alles nicht ganz selbstlos

Cord Wöhlke: Wir profitieren natürlich als Unternehmen davon. Wir müssen ja ein Interesse an der positiven Entwicklung der Metropolregion Hamburg haben, denn nur hier sind wir als Unternehmen vertreten. Je besser die Menschen qualifiziert sind, desto mehr Einkommen haben sie, desto mehr profitieren auch wir. Neue Mitarbeiter nennen zwei Punkte, warum sie zu uns kommen: soziales Engagement und unsere Schulungen sowie Weiterbildungsmöglichkeiten. Wir ziehen offenbar auch Menschen an, die anderen helfen wollen.

Wie wirkt das Engagement auf Ihre Mitarbeiter?

Gabriele Wöhlke: Ich denke, wir haben da schon eine Vorbildfunktion. An den Patentagen, bei denen wir in den Filialen Spenden für Hilfsprojekte sammeln, bringen Mitarbeiter sich auch privat ein, backen zu Hause Kuchen oder basteln Dekorationen. Das müssen sie nicht, das machen sie freiwillig.

Was ist das Ziel hinter den Patenprojekten der Filialen?

Cord Wöhlke: Die Vernetzung in der Nachbarschaft der Filialen. Wir werden in diesem Bereich neue Schwerpunkte setzen. Außerdem ist es schön, wenn Mitarbeiter Verantwortung übernehmen. Sie machen das gern, weil es etwas Kreatives und Schönes ist. Ich glaube, dass jeder Mensch dazu veranlagt ist, etwas Gutes tun zu wollen.

Finden Sie, dass jeder Mensch verpflichtet sein sollte, Verantwortung zu übernehmen?

Cord Wöhlke: Ja, schon, jeder nach seinen Möglichkeiten. Es muss ja nicht immer um Geld gehen. Es ist doch schon gut, wenn man seine Nachbarin im Krankenhaus besucht. Reiner Materialismus macht doch geistig arm.