Gib Deinen Zehnten - Wer erfolgreich ist, sollte der Gesellschaft etwas zurückgeben.

Hamburg. Gib Deinen Zehnten - so heißt die gemeinsame Kampagne der Kirchen, die nun in Hamburg begonnen hat und die Stadt bewegen soll. Natürlich, der Zehnte, den man geben soll, ist nicht rechnerisch, nicht wörtlich gemeint. Er stammt aus einer Zeit, in der die Menschen nicht durch Steuern und Abgaben, sondern eben diesen Zehnten soziale Rechte anderer wahrten.

Und doch hat die Idee gerade heute wieder Gültigkeit. Warum? Nicht primär aus sozialen Gründen. Sondern aus Gründen der Verantwortung und der Demut. Verantwortung, weil eine Gesellschaft nur dann Bestand hat, wenn über die Gesetze und Symbole hinaus die Menschen sich persönlich engagieren. Eigenes Engagement kann man nicht durch Steuern auf staatliche Institutionen delegieren. Nächstenliebe per Steuerbescheid gibt es nicht. Nur persönliche Verantwortung hält die Gesellschaft zusammen. Und diese Verantwortung reduziert sich auch nicht auf Meckern oder das Gegen-etwas-Sein. Ganz im Gegenteil: Eine Gemeinschaft braucht das persönliche Engagement für andere Menschen. Sei es durch Zeit oder Geld. Vielleicht gilt das heute besonders, weil die Zeiten eines künstlichen Gemeinschaftsgefühls, verstärkt durch nationales Pathos und ideologisch motivierte sogenannte Solidarität, vorbei sind - glücklicherweise muss man sagen.

Was heute zählt, ist das persönliche Engagement, die Einflussnahme auf die Wahrung der Rechte und Würde der anderen, die es alleine eben nicht schaffen. Wer sich engagiert und hilft, unterstützt damit nicht nur die Schwachen, er stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl aller. Ja, er verbessert so die Gesellschaft seiner Stadt und seines Landes

Und es geht um Demut, das heißt sich einzugestehen und zu zeigen, dass eigener Erfolg eben nicht nur das mehr oder weniger gerechte Ergebnis eigener Leistung ist, sondern eben auch das Resultat von Gnade, Glück und Herkunft. Ich habe regelmäßig erfolgreiche Menschen, die die nötige Gelassenheit haben, nach den Ursachen ihres Erfolges gefragt. Nahezu alle haben geantwortet: 40 Prozent sind auf Leistung zurückzuführen, den Rest auf Gnade, Glück und ihr Elternhaus. Wenn das so ist - und ich bin überzeugt, dass sie recht ha-ben -, führt diese Erkenntnis nicht zur Angeberei und Hochmut im Lichte des Erfolgs, sondern eben zu der Bereitschaft, einen Teil des eigenen Erfolgs zurückzugeben. Nicht als Almosen, sondern aus Dankbarkeit.

Und diese Gabe hilft nicht nur den Schwachen, sondern trägt zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei, die den Erfolg erst ermöglicht hat. Gerade der jetzige Vertrauensverlust in die Marktwirtschaft beruht nicht nur auf der Sorge vor ökonomischen Risiken, sondern insbesondere auf der moralischen Frage nach dem Stellenwert der Gerechtigkeit. Maßvolles, hilfsbereites und bescheidenes Auftreten der Eliten würde manche Diskussion erleichtern. Damit meine ich nicht, dass Erfolg freudlos machen soll und Luxus verboten ist. Nein, aber es muss einhergehen mit Verantwortung und Demut, im Verhalten und in der Tat.

Und: Selbstbewusstes christliches Verhalten und Erinnern an die christlichen Werte kann auch nicht schaden. Ich meine das nicht missionarisch, sondern mit der religiösen Toleranz: Jeder, wie er will und glaubt. Aber wir haben, gerade nach den ideologischen Verirrungen des letzten Jahrhunderts, alle Veranlassung, uns auf die christlichen Werte zu besinnen, die unsere Gemeinschaft zusammenhalten. Das gilt insbesondere im Hinblick auf Bedrohungen aus Fanatismus und Materialismus, denen wir jetzt gegenüberstehen.

Also: Versuchen wir auch Gutes zu tun und freuen uns darüber! Geben wir unseren Zehnten - oder auch ein bisschen mehr.

"Gib Deinen Zehnten" ist eine gemeinsame Kampagne des Hamburger Mäzens Peter Krämer und der beiden Kirchen. Sie ist keine neue Hilfsorganisation, sondern versteht sich als Hilfe fürs Helfen. Sie will Hamburger ermuntern, Geld oder Zeit zu spenden.

www.gib-deinen-zehnten.de