Sie könnte auf beides nicht verzichten. Auf die turbulente Großstadt ebenso wenig wie auf das Grün und die Nähe zum Nachbarn. In Hamburg hat Ulrike Sparr, 54, genau das gefunden. Vor 20 Jahren gründete sie das Jarrestadt-Archiv und verwaltet heute mit Fotos und Zeitzeugenberichten die Geschichte und die Gegenwart eines ganz besonderen Viertels.

Es war der Zufall, der die gelernte Buchhändlerin und ihren Mann vor fast 30 Jahren bei der Wohnungssuche in die Klinkersiedlung zwischen Osterbek- und Goldbekkanal führte. Aus Zufall wurde Liebe. Sie, in Wandsbek geboren, aufgewachsen auf dem Land, war nach dem Abitur eigentlich wieder nach Hamburg gezogen, um das Leben pulsieren zu spüren. Mit einem Mal aber fand sie sich zwischen kleinen Läden, grünen Innenhöfen, Waschküchen und Laubengängen wieder, die ihr fast unbemerkt zur Heimat wurden.

Stets auf Neues zu stoßen - das liebt die Kommunalpolitikerin an der Stadt; am Dorf schätzt sie den Zusammenhalt der Menschen. Oft bleibt sie auf den Rundgängen im Archiv hinter der Gruppe zurück, weil ihr eine kleine Veränderung ins Auge fällt. Die Zeiten, sagt sie, haben sich geändert. Früher sei man den Nachbarn täglich über den Weg gelaufen. Heute verständige man sich oft über E-Mail. Anders sei es. Aber nicht schlechter.

Sie hat gelernt, die Dinge nicht in Konkurrenz zu sehen.