Wir brauchen mehr Pädagogen mit Migrationshintergrund

Was für ein Wortungetüm: Migrationshintergrund. Gemeint ist damit, dass inzwischen etwa jeder Fünfte, der in Deutschland lebt, auch ausländische Wurzeln hat. Das ist nicht überraschend, schließlich sind die ersten Abkommen, mit denen Deutschland Arbeiter in großer Zahl ins Land holte, weit mehr als ein halbes Jahrhundert alt. Umso erschreckender ist dagegen, dass an unseren Schulen immer noch viel zu wenig Lehrerinnen und Lehrer unterrichten, die diese Entwicklung widerspiegeln. Dabei spielt Schule die Schlüsselrolle bei der Integration. Es geht einerseits um die Vorbildfunktion: Seht her, man kann es in diesem Land schaffen, es zu etwas bringen. Es geht aber auch darum, dass diese Lehrer wegen ihres eigenen Lebensweges häufig einen besseren Zugang zu den Eltern von Schülern ausländischer Herkunft haben.

Die "Zeit"-Stiftung immerhin hat mit dem Schülercampus schon vor Jahren ein Projekt angeschoben, um Oberstufenschülern den Lehrerberuf schmackhaft zu machen. Was man da tut, was man verdient - all das vermitteln im Schülercampus Praktiker an vier Tagen, ziehen mit ihrem Programm durch die Bundesländer.

Aber gemessen an der Aufgabenstellung ist das nur der Tropfen auf dem heißen Stein. Ausgerechnet bei den Lehramtsstudiengängen sind Studierende mit ausländischen Wurzeln besonders selten vertreten. Immerhin: Nimmt man die Zahl der Referendare, hängt Hamburg mit einem Anteil von 20 Prozent Migrationshintergrund die benachbarten Flächenländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen locker ab.

Diskutiert wird gegenwärtig für den öffentlichen Dienst in diesem Zusammenhang über eine Migrantenquote. Die aber läuft ins Leere, weil es an geeigneten Interessenten für den Lehrerberuf fehlt. Wer den Missstand ändern will, muss Überzeugungsarbeit auf breiter Front leisten, für den Lehrerberuf werben, die Vorteile, die Migration für den Schulbetrieb mit sich bringt, aufzeigen. Das ist Aufgabe der Kultusministerien. Schließlich könnten die auch hier ansetzen:

Deutschland tut sich noch immer schwer, im Ausland erworbene Lehramtsqualifikationen anzuerkennen.