Eine Beobachtung von Jochen Förster

In Hamburg, der Weltstadt des Event-Tourismus, ist ja mittlerweile an jedem Wochenende was los, der jüngste Sonnabend stand für alle Anhänger ungepflegter Unterhaltung nun ganz im Zeichen der Hässlichkeit.

Begangen wurde die Weltmeisterschaft im "Ugly Dancing", also im Ganz-besonders-eklig-Tanzen. Will heißen: Profi-Performer wie die Eijeansboys oder The Ohkakas entlockten ihren Leibern unter Wettkampfbedingungen krasse Zuckungen, 700 Leute wollten das im Terrace Hill auf St. Pauli sehen. Ein schöner Erfolg für Veranstalter Christian Müller, der in der äußerst abträglichen Körper-Musik-Synchronisation gar einen globalen Trend ausgemacht hat. O-Ton Müller: "Hässlichtänzer gibt's überall."

Nun ist diese Diagnose für jeden, der ab und zu Tanzveranstaltungen besucht und sich für halbwegs körpermusikalisch hält, ungefähr so originell wie die Feststellung, dass seit Joe Cockers legendärem Woodstock-Auftritt 1969 in der Welt des schönen Tanzes nichts mehr ist, wie es war. Etwas ungelenk sind ja eher viele. Was wiederum damit zu tun hat, dass man Tanzen, anders als etwa das Schminken, Schöne-Klamotten-Tragen oder "hübsch lächeln", nicht lernen kann. Wenn die Musik ein- und der Mensch sich in Bewegung setzt, ist er unwillkürlich er selbst, gefangen in seiner Haut und seinem Rhythmusgefühl. Beim Tanzen und beim Joggen zeigen wir der Welt unsere wahre Fratze.

Worauf sich eine kritische Frage zu diesem World Cup aufdrängt: Kann man Ugly Dancing trainieren? Und hat ein professioneller Ugly Dancer auch nur den Hauch einer Chance gegen ein Naturtalent aus dem Fun-Parc Trittau? Natürlich nein. Unsere Botschaft an die neuen Hamburger Weltmeister The Ohkakas muss daher lauten: Ihr mögt euch Ugly Dance Champions nennen. Aber so hässlich wie die Wirklichkeit könnt ihr gar nicht sein.