Partner des Hamburger Reiseveranstalters schlagen wegen offener Rechnungen Alarm. Kritik an der Qualität der Reisen gab es schon öfter.

Hamburg. Im Bus nach Lloret de Mar in Spanien, Novalja in Kroatien oder Rimini in Italien - jedes Jahr fahren Zehntausende Jugendliche für wenig Geld mit dem Hamburger Reiseanbieter Rainbow Tours in den Urlaub. Kundenbeschwerden und Kritik an der Qualität der Reisen gab es schon öfter, "Im Pumakäfig nach Paris" titelte etwa das Abendblatt 2009 über einer Reisereportage. Doch nun droht der A.S. Reiseveranstaltungsgesellschaft mbH Rainbow Tours, einer der größten Vermarkter von Bus- und Städtereisen in Europa, größerer Ärger. Kunden und Partner schlagen wegen unbezahlter Rechnungen Alarm. Die Beschwerden richten sich gegen Rainbow Tours und ihre Buslogistik-Tochter Thies Bustouristik GmbH. Rainbow Tours ist laut Thies-Webseite der größte Partner.

"Wir haben eine Klage wegen Betrugs eingereicht, weil uns die Thies Bustouristik GmbH eine sechsstellige Summe schuldet", sagte gestern Dominik Hanke von Happyday Bustouristik im nordbayerischen Marktredwitz. Sein Busunternehmen sei in der Sommersaison viel im Auftrag von Thies für Rainbow Tours gefahren. Schnell hätten sich die Forderungen angehäuft, beglichen worden seien sie bislang nicht. Die Anzeige eines örtlichen Busunternehmers werde zurzeit an die Staatsanwaltschaft Hamburg weitergeleitet, bestätigte die Polizei in Marktredwitz.

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+++ Rainbow Tours wächst mit Billigreisen +++

Zufall oder nicht, auch in Nordrhein-Westfalen hat Thies Ärger mit Partnern. "Aus der Mitgliedschaft sind wir informiert worden, dass die Fa. Thies Bustouristik GmbH, Hamburg, fällige Rechnungen trotz Mahnungen grundlos nicht beglichen habe", schrieb der Verband Nordrhein-Westfälischer Omnibusunternehmen am 20. September an seine 723 Mitglieder. Bis Mittwoch sei die Firma Thies der Bitte um Stellungnahme nicht nachgekommen, sagte der Verbandsgeschäftsführer.

Gestern war zudem bekannt geworden, dass die HanseMerkur Versicherungsgruppe Rainbow Tours und ihren Subunternehmen den Rahmenvertrag für Reiseversicherungen fristlos gekündigt hat. Nicht nur die Versicherung von Reiserücktritt, Krankheitsfall oder Gepäck, auch der Insolvenzversicherungsvertrag wurde beendet. Mit diesem Vertrag werden Kunden abgesichert, damit sie im Fall einer Firmenpleite nicht am Urlaubsort festsitzen. Ohne sie dürfen Reiseveranstalter nicht operieren. "Insolvenzversicherungsschutz wird nach dem bestehenden Risiko einer Insolvenz kalkuliert. Das Risiko wird regelmäßig überprüft, dann wird verhandelt, ob man die Prämien oder Sicherheiten anpasst. So kommt man zusammen oder nicht", sagte Heinz-Gerhard Wilkens, Pressesprecher der HanseMerkur gestern. Auf Nachfrage bestätigte Wilkens, dass Rainbow auch Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen sei. Ob Rainbow Tours eine neue Insolenzversicherung hat, war gestern nicht zu erfahren. Das Abendblatt bat Rainbow-Tours-Chef Mathias Kampmann gestern mehrfach um Stellungnahme. Kampmann kündigte am Vormittag eine Mitteilung an, ließ aber am Abend die Frist verstreichen.

Rainbow beschäftigt etwa 100 kaufmännische Angestellte sowie über 850 Reiseleiter. Schon am 12. September hatte Thies-Geschäftsführer Thorsten Rath dem Abendblatt in einer E-Mail geschrieben, dass das operative Geschäft der Thies Bustouristik GmbH weiterhin laufen würde. Gleichzeitig hatte Rath angemerkt, dass die alleinige Gesellschafterin, Rainbow Tours, in Verhandlungen mit Gläubigern sei. Diese würden Forderungen geltend machen, die von der Gesellschafterin nicht anerkannt würden. Das Verhandlungsergebnis würde auch Auswirkungen auf die wirtschaftliche Fortentwicklung von Thies haben.