Eine Glosse von Axel Tiedemann

Man hat sich eigentlich schon daran gewöhnt: ein Millionenprojekt, die Stadt baut selbst - na, was folgt dann? Richtig, Verzögerung und Kostenexplosion. Das war beim Bau der Flughafen-S-Bahn so, das war beim Bau des Altonaer Kreuzfahrtterminals so und bei der Elbphilharmonie sowieso. Wie schön, dass es auch anders geht: Die städtische Realisierungsgesellschaft, die ReGe, muss sich ja nicht nur mit dem neuen teuren Konzertpalast in der HafenCity herumschlagen, sondern baut auch die Finkenwerder Ortsumgehung. Ein Bauprojekt für immerhin 57 Millionen Euro - und das bleibt jetzt, so meldet die ReGe stolz, im Kostenrahmen. Und wird zudem zeitgerecht fertig.

Was für eine Nachricht! Kaum zu glauben - so als würde der HSV einen Sieg nach dem anderen verkünden, die Kinder freiwillig aufs Fernsehen verzichten oder Griechenland einen Überschuss im Staatshaushalt melden.

Warum nicht immer so, möchte man da sagen. Aber halt, das wäre ungerecht. Auch die Airbus-Werkserweiterung oder der Bau des Auswanderermuseums BallinStadt gelang der ReGe schon so wie zuvor kalkuliert.

Ein "weiter so", könnte man also laut rufen. Wenn, ja wenn da nicht die Elbphilharmonie wäre. Ein Pulverfass für jeden anständig kalkulierenden Planer offenbar. Wie gut also, dass es da Projekte wie die Ortsumgehung gibt - und man mal als Ausgleich etwas Positives verkünden kann. Wenn auch die Sache mit dem "zeitgerecht" in diesem Fall etwas rosig interpretiert ist. Geplant wird die Straße immerhin schon seit drei Jahrzehnten. Aber das ist eine andere Geschichte.