HSV-Sportchef Frank Arnesen setzt alles auf Thorsten Fink

Das lange Warten auf den Dienstbeginn hat Frank Arnesen am eigenen Leib erlebt. Nachdem er sich am 22. Februar mit dem Aufsichtsrat des HSV auf einen Vertrag geeinigt hatte, dauerte es drei Monate, bis er sein Amt als Sportchef endlich antreten konnte. Vorher wollte der FC Chelsea ihm keine Freigabe erteilen. Jetzt wiederholt sich das Geduldsspiel bei der Trainersuche.

Weil sich Arnesen in Basels Thorsten Fink verguckt hat und ihn unbedingt für Hamburg gewinnen will, setzt sich der Däne selbst auf den vakanten Trainerstuhl und außerdem auf den Faktor Zeit. Spätestens im Winter will er Platz machen für seinen Wunschkandidaten, wenn möglich, früher.

Was die geplante Personalrochade heikel gestaltet, ist die dramatische Situation des Fußball-Bundesligaklubs. Wer gerade mal vier Punkte in acht Spielen ergattern konnte und die Tabelle von unten anführt, hat in der Regel vieles - Zeit gehört nicht dazu.

Dass sich Arnesen trotzdem entschlossen hat, nicht mit der in seinen Augen zweitbesten Lösung zufrieden zu sein, spricht für seinen Mut und seine Risikobereitschaft - Eigenschaften, die beim HSV lange fehlten. Der 55-Jährige geriete selbst massiv in die Kritik, sollte das "englische Modell" mit dem Sportcheftrainer fehlschlagen und der HSV noch tiefer in den Abstiegsstrudel rutschen.

Dem Sportchef scheint es, unabhängig von Namen, wirklich um die beste Lösung für den Verein zu gehen, sonst würde er nicht auf einen Thorsten Fink warten wollen, dessen Qualitätsnachweise als Trainer noch sehr überschaubar sind. Wenn Fink Arnesen so überzeugen konnte in seinem Auftreten und der Arbeitsweise, wenn er genau der Trainer ist, dem der Sportchef zutraut, die Runderneuerung des Kaders voranzutreiben, spricht das für Fink. Und dafür, gemeinsam mit dem HSV auf das Kommen des Wundermanns zu warten, der den Klub aus dem Schlamassel befreien soll. Bleibt nur zu hoffen, dass Fink nicht eines Tages genau das wiederholt, was Arnesen mit Blick auf die erforderlichen Aufräumarbeiten im Kader kürzlich zugab: "Leider habe ich hier etwas zu spät angefangen."