In den Radionachrichten ist der Hinweis ähnlich häufig wie die Wettervorhersage. "Die Nord-Ostsee-Bahn wird bestreikt, es gilt der Basisfahrplan", heißt es da in erschreckender Regelmäßigkeit. Und alle Hörer wissen dann, ohne dass man es ihnen extra erklären müsste: Die Züge von Hamburg nach Westerland auf Sylt fahren wieder nur im Zwei-Stunden-Takt statt nach Fahrplan fast jede Stunde. Das hat sich auch Unbeteiligten inzwischen eingeprägt. Denn der Tarifstreit begann schon im vergangenen Februar.

Auf der Insel und bei allen, die dort gern unbeschwerte Tage oder auch nur Stunden verbringen wollen, wächst derweil der Frust. Denn weder die Menschen in der Gastronomie noch die Pendler vom Festland, weder Schulklassen oder Familien, die zu einem Ausflug starten wollen, können etwas dafür. Eine Lösung aber ist nicht in Sicht. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und die Nord-Ostsee-Bahn (NOB), die die Strecke neben den Autozügen der Bahn bedient, haben Ende August zuletzt miteinander gesprochen. Seitdem wird immer wieder mal gestreikt.

Ganz egal aber, wer von beiden Seiten im Streit um Löhne und die berufliche Absicherung der Lokomotivführer recht hat: So geht es nicht weiter. Es kann nicht sein, dass zwei Streithähne einfach auf ihren Standpunkten beharren und ihre Auseinandersetzung weiterlaufen lassen, als wären sie allein auf der Welt. Das sind sie aber nicht. Die Sympathie für streikende Lokführer und wenig kompromissfähige Bahngesellschaften ist bei Fahrgästen und Urlaubern aufgebraucht. Jetzt muss eine Lösung her. Und sie kann nur darin bestehen, dass sich beide Seiten auf eine Schlichtung einigen. Für die weiteren Verhandlungen müssen dann die Streiks ausgesetzt werden.

Für die Menschen auf den Bahnsteigen im Norden, für die Urlauber auf der Insel, für alle Arbeitnehmer dort wäre dies eine Wendung, von der sie gern auch im Radio hören würden. Die Ansage des Basisfahrplans der NOB jedenfalls würde sehr schnell niemand mehr vermissen.