Eine Betrachtung von Matthias Gretzschel

Jetzt hat Hamburg auch seine "Gesichter der Renaissance". Obwohl die Ausstellung mit frühen italienischen Gemälden, die am Sonnabend im Bucerius Kunst Forum eröffnet wird, genau genommen nicht nur Gesichter zeigt, sondern Menschen, die just im Begriff sind, das Mittelalter zu verlassen, ihren Heiligenschein zu verlieren und ins wirkliche Leben zu treten.

Die Renaissance feiert dieser Tage eine Renaissance: Das Berliner Bode-Museum zeigt in Kooperation mit dem New Yorker Metropolitan die große Porträtausstellung, die Münchner Hypo-Kulturstiftung "Dürer - Cranach - Holbein. Die Entdeckung des Menschen", die Londoner National Gallery unter dem Titel "Devotion by Design" italienische Altäre vor 1500 und die Dresdner Gemäldegalerie prunkt mit einer Schönheitskonkurrenz der Madonnenbilder von Raffael und Dürer bis Grünewald.

Diese Ausstellungen sind alle unabhängig voneinander geplant und organisiert worden, dennoch fällt das zeitliche Zusammentreffen auf. Vielleicht ist es doch kein Zufall, dass jene Kunst für viele Menschen gerade jetzt so interessant ist, die die Individualität des Menschen so selbstbewusst und kompromisslos in den Vordergrund stellt. Vielleicht ist es aber auch die Sehnsucht nach Harmonie und Schönheit, die Werke der Renaissance in besonderem Maße verkörpern.