Es hat lange gedauert, nun hat der Bundesgerichtshof (BGH) im Fall Lehman endlich seine ersten Urteile gesprochen. Die klagenden Anleger, die viel Geld mit Zertifikaten der US-Bank verloren haben, gehen leer aus. Für die Betroffenen ist es eine finanziell schmerzliche Niederlage. Doch die Urteile sind nachvollziehbar.

Als die Kläger die Zertifikate von der Haspa kauften, konnte niemand ernsthaft davon ausgehen, dass Lehman Brothers im September 2008 Insolvenz anmelden würde. Das 1850 gegründete Geldinstitut galt als Hort der Sicherheit. Der Verweis auf einen möglichen Totalverlust der Anlage schien unnötig, geradezu absurd. Doch seit der schweren Finanzkrise, die eng mit dem Namen Lehman verbunden ist, wissen hoffentlich alle, dass es risikolose Geldgeschäfte nicht gibt.

Allerdings können Anleger ihr Risiko minimieren. Je höher die versprochenen Renditen sind, desto vorsichtiger sollte man sein. Und unverständliche Finanzprodukte sollten sich Bankkunden ohnehin nicht aufschwatzen lassen. An ihnen können sich gerne die vermeintlichen Profis die Finger verbrennen.

Der Fall Lehman muss Mahnung und Chance zugleich sein. Er sollte dazu führen, dass wir uns genauer mit unseren Finanzen auseinandersetzen und nicht blindlings auf den netten Bankberater vertrauen. Er sollte aber auch für die Geldinstitute Anlass sein, sich stärker mit ihren Kunden und deren Wünschen auseinanderzusetzen. 80 Jahre alten Rentnerinnen komplexe, langlaufende Finanzprodukte zu verkaufen - diese Form der Beratung darf es nicht mehr geben.