Die Ruine wird mit Spezialkameras untersucht, sogar vom Helikopter aus. Ab Donnerstag wird die Nikolaikirche vermutlich eingerüstet.

Hamburg. Zwei Monate nach dem Steinschlag an der ehemaligen Hauptkirche Nikolaikirche gibt es nun erste Schritte hin zu einer Sanierung des maroden Mahnmals. Seit gestern sind Vermessungstechniker im Einsatz, um alle Schäden an der Kirche zu dokumentieren. Mit einem 48 Tonnen schweren Hubsteigwagen fahren die Techniker 80 Meter hoch und machen Aufnahmen mit Spezialkameras. Um den oberen Teil des 147 Meter hohen Kirchenturmes zu erreichen, genügt der Wagen aber nicht. Um die Witterungsschäden an der Spitze der Kirche zu entdecken, ist ein Helikopter nötig. "Wir erfassen auf wenige Millimeter genau jede Figur und jede Fuge und setzen die einzelnen Aufnahmen später digital zu einem Gesamtbild zusammen", sagte Andreas Bruschke, Geschäftführer des beauftragten Vermessungsunternehmens.

Weil die Nahaufnahmen nur möglich sind, solange kein Gerüst steht, hatte sich der Aufbau immer wieder verzögert. Der Bereich an der Kirche ist weiterhin abgesperrt. Doch wenn die Verkehrs- und Wirtschaftsbehörde den Helikopterflug morgen genehmigt, kann am Donnerstag ein Gerüst an der Ruine aufgebaut werden.

Das 1874 im neugotischen Stil fertiggestellte Gotteshaus war 1943 im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört worden. Durch die Jahrzehnte in Wind und Wetter ist der Bau in Teilen so marode, dass Anfang August ein zehn Kilo schwerer Stein vom Turm auf den Radweg der Willy-Brandt-Straße gestürzt war. Seitdem folgten außerdem fünf weitere Steinschläge auf den Rasen vor dem Mahnmal. "Wenn die Kirche gesichert ist, wird auch die rechte Spur der Willy-Brandt-Straße und der Radweg wieder freigegeben", sagte Sorina Weiland, Pressesprecherin des Bezirksamts Mitte. "Jetzt ist die Bestandsaufnahme der Schäden wichtig, weil wir erst dann abschätzen können, wie teuer die Sanierung wird." 38.000 Euro muss der Bezirk für die Messbildaufnahmen bezahlen, davon kostet allein der Helikoptereinsatz 5000 Euro. Die Aufstellung und der Unterhalt des Gerüsts kostet jährlich 428 000 Euro.

Schätzungsweise sechs Millionen Euro müssten Stadt und Bund gemeinsam für die Sanierung aufbringen. Der genaueZeitplan ist noch offen. Klaus Francke, Vorsitzender des Förderkreises "Rettet die Nikolaikirche": "Ich hoffe, dass Ende 2012 endlich die Sanierung startet."