Als Bürgermeister von 1988 bis 1997 war Henning Voscherau für viele Hamburger die Idealbesetzung: Hanseat durch und durch, mit feinem Talent zum Rollenspiel, einer, der die Akkuratesse des Notars mit seinem in den Kriegs- und Nachkriegsjahren gewachsenen unverhandelbaren Gerechtigkeitssinn verbindet. Und der im sportlichen Spagat die Eleganz von Golf, die blauen Flecken beim Hockey und das Parteibuch der SPD locker unter einen Hut bringt. Dass er gestern, knapp sechs Wochen nach seinem 70. Geburtstag, mit der Bürgermeister-Stolten-Medaille geehrt wurde, werden nicht nur Parteifreunde mit einem schlichten "Wer denn sonst?" registrieren.

Er beeindruckt durch Stil und Humor und gehört zu den Politikern, die lieber mehr tun und weniger reden. Sein Rücktritt in der Wahlnacht 1997 nach einem enttäuschenden Ergebnis tat ihm weh. Für die Stadt und ihre Menschen hat er weitergearbeitet. War und ist Wegbereiter für viele Projekte, auch für die HafenCity - im Stillen meist. Aber wenn es um Kernfragen geht, sehr vernehmlich. Bequem ist er für seine Parteigenossen nicht, denn er hat das Kleingedruckte, das gern übersehen wird, immer perfekt im Kopf.

Und vielleicht wird Henning Voscherau deswegen so gemocht, weil er auch im Privaten mit seiner Frau Annerose und den drei Kindern die Beständigkeit lebt, für die er auch politisch steht. Ein Vorbild eben.