Eine Glosse von Silvia Stammer

Kein Job, aber immer einen vollen Kühlschrank, jede Menge Ferien und der Körper ohne Problemzonen: Kinder sind wirklich zu beneiden. Schade, dass einem das erst auffällt, wenn man erwachsen ist. Vor allem die Begeisterungsfähigkeit der übernächsten Generation ist beeindruckend. Vorausgesetzt, es geht um die Unterhaltungsbranche.

Zu den neusten Geheimtipps von Hamburger Schülern gehören derzeit Fantasy-Spiele. Wer dabei an Computerkonsolen denkt, hat schon verloren. Das Ringen der Ritter und Krieger findet nicht in der virtuellen Welt statt, sondern im Keller eines Einkaufszentrums. Mit Plastikschwertern und Armschützern ausgestattet, werden Aufgaben gelöst, zur Stärkung gibt es Brause in abenteuerlichen Farben. Der Einwand, dass man sich solche Geschichten auch selbst ausdenken und im heimischen Garten nachspielen könnte, löst bei Jungs so verständnisvolle Gesichter aus wie der Vorschlag an HSV-Fans, sich freiwillig für die Zweite Liga zu melden.

Erziehungsberechtigte sollten also nicht auf den Taschengeldverbrauch schielen. Spielverderber waren schon immer out. Stattdessen sollten sich die Eltern freuen, von ihren Sprösslingen wieder mal etwas lernen zu dürfen, in diesem Fall die Bedeutung der "fünften Dimension", wie der Spielekeller wirbt. Endlich haben wir verstanden: Das überzogene Bankkonto, der Ärger im Job, der morgendliche Stress - man muss einfach nur den Erlebnischarakter sehen. Das nächste Level ist schwer zu erreichen, aber du kannst es schaffen. Oder wie es Goethe ausdrückte: Der Zweck des Lebens ist das Leben.