Ein Kommentar von Christoph Rybarczyk

Ob Depression, Burn-out oder Alkohol-Sucht - die Zahl der psychisch erkrankten Hamburger nimmt weit überdurchschnittlich zu. Das liegt am Tempo der Großstadt, am hektischen Takt zwischen Job, Familie und Entspannung. Und es liegt an den Menschen, die vieles von dem, was sie erleben, nicht mehr verarbeiten können. Es gibt in Hamburg herausragende Behandlungsangebote für Kinder, Jobgeplagte und auch ältere, demente Menschen, die Hilfe brauchen. Doch die Zahl der Therapieplätze wächst nicht mit dem Bedarf.

Die Krankenkassen geben immer mehr Geld für an der Seele leidende Versicherte aus. Die Rentenversicherung muss immer häufiger Menschen mit psychischen Erkrankungen aus dem Job in die Erwerbsminderungsrente schicken. Deshalb ist es richtig, dass der Senat beim Streit zwischen Krankenkassen und Krankenhäusern einen überschaubaren Ausbau bewilligt und fordert: Schaut euch die Kranken genauer an. Braucht jeder ein Klinikbett? Wer ist tatsächlich suizidgefährdet? Wer muss sofort raus aus seinem Umfeld? Bei psychischen Erkrankungen muss noch schneller gehandelt werden. Wartelisten erhöhen die Folgekosten immer weiter.

Das vernetzte Versorgen der Kranken vom Hausarzt bis zur Therapie steckt noch in den Kinderschuhen. Die Ärzte wurden oft dafür gescholten, dass sie Ranglisten vorschlagen wollen, wer am dringendsten behandelt werden muss. Doch auf den Wartelisten müssen die schweren Fälle an den leichteren vorbeiziehen können. Dafür braucht es mehr Einigkeit zwischen Ärzten, Kliniken und Kassen, als sie derzeit zeigen. Verteilungskämpfe auf dem Rücken der Patienten zeigen das hässliche Gesicht des Systems Gesundheit.