Langsam, aber sicher beginnt die öffentliche Diskussion über die Zukunft Griechenlands zu nerven. In kaum noch einer Talkshow fehlt ein Politiker, Ökonom, Schauspieler oder Sänger, der über die mögliche Insolvenz des südosteuropäischen Landes schwadroniert und mehr oder weniger hilfreiche Ratschläge Richtung Athen sendet. Die Quintessenz ist stets dieselbe: Man darf eine Pleite Griechenlands nicht ausschließen und das Land muss gefälligst sparen, sparen und nochmals sparen. Sonst könnten keine weiteren EU-Hilfen mehr fließen. Selbst die höchsten Vertreter der Deutschen Bundesbank haben sich mittlerweile diese einfachen Formeln zu eigen gemacht. Man gewinnt ein wenig den Eindruck, als solle Europa auf die Insolvenz Griechenlands vorbereitet werden. Das Problem dabei: Niemand sagt, wie diese in der Praxis vonstatten gehen soll und was sie am Ende für Europa bedeutet.

Letztlich ist eine Insolvenz stets mit einem hohen Forderungsausfall verbunden. Gläubiger müssen also auf einen großen Teil ihres Geldes verzichten, das ihnen Athen schuldet. Aber wer legt die Quoten fest? Die EU? Wie hoch werden die Abschreibungen ausfallen? 30 Prozent? 50 Prozent? Wer leiht im Anschluss an einen zwangsweise verordneten Forderungsverzicht noch Italien oder Spanien Geld? Und was geschieht, wenn diese großen Euro-Länder ihre Staatsanleihen nicht mehr platzieren können? Fragen über Fragen, auf die es in den Talkshows dieses Landes bisher keine Antworten gegeben hat. Erst nachdenken, dann reden, möchte man den vielen "Experten" zurufen. Doch der Schaden, den sie angerichtet haben, ist ohnehin schon irreparabel.