Hamburg sollte die jüngste Schulstudie nicht schönreden

Wer die Ergebnisse der jüngsten Leistungsstudie der Hamburger Zehnt- und Elftklässler betrachtet, könnte es sich leicht machen. Im Fach Englisch sind die Hamburger Schüler bundesweit top, wie schön. Nur in Mathematik und Naturwissenschaften hapert es kräftig. Das klingt immerhin nach einem Teilerfolg, wir sind schließlich bescheiden geworden, was unser Schulsystem angeht.

Nein, man darf es sich nicht so einfach machen. Im Gegenteil: Rund ein Jahrzehnt nach dem PISA-Schock gehen auch langsam die Ausreden aus. Sicher: Stadtstaaten wie Hamburg haben eine deutlich heterogenere Schülerschaft als die Flächenländer. In Städten wie Hamburg oder Berlin ist der Anteil der Kinder, in deren Elternhäusern Bildung und Schule kaum eine Rolle spielen, besonders hoch. Hinzu kommen in stärkerem Maße sprachliche und kulturelle Probleme als Folge von Migration.

Andererseits ist das Hamburger Schulsystem besonders gut ausgestattet. Bei den Ausgaben pro Schüler und Jahr liegt der Stadtstaat traditionell in der Spitzengruppe. Da ist es ein heftiger Rückschlag, wenn nun nachgewiesen ist, dass die Lernzuwächse in den Klassen neun und zehn im wichtigen Bereich der Naturwissenschaften überaus bescheiden sind. Ebenso alarmierend ist das Ergebnis, dass es bei einem Viertel der Oberstufenschüler fraglich erscheint, ob sie das Abitur überhaupt schaffen.

Wissenschaftliche Studien liefern Werte und Daten, aber selten die Ursachen für die Entwicklungen. Deswegen ist Vorsicht bei Rückschlüssen geboten. So viel lässt sich sagen: Die Zukunftsfähigkeit des Hamburger Schulsystems entscheidet sich ganz wesentlich in der neu geschaffenen Stadtteilschule, die aus Haupt-, Real- und Gesamtschule hervorgegangen ist.

Die neue Schulform muss ihre Schüler vor allem über den mittleren Abschluss zur Ausbildungsfähigkeit führen - ohne fundierte naturwissenschaftliche Grundbildung geht das nicht. Die Stadtteilschule ist aber nur dann konkurrenzfähig mit dem Gymnasium, wenn es ihr gelingt, einen starken Anteil ihrer Schüler zum Abitur zu führen.