Mit Rettungsangeboten für Euro-Wackelkandidaten will sich Peking auch selber helfen

Die Gefahr hatte die Farbe Gelb. Mit den Worten "China, China, China" versuchte der Wahlkämpfer bei den Deutschen die Angst vor einem Millionen-Heer aus asiatischen Steppen zu mobilisieren, das die westlichen Demokratien zu überrennen drohte. Für Kurt Georg Kiesinger reichte es damals nicht, Willy Brandt wurde sein Nachfolger als Kanzler.

Die Angst vor China geht aber immer noch um - weniger, wie damals, vor der militärischen Macht Pekings als vor dem ökonomischen Riesen. War das 20. Jahrhundert das der Weltmacht USA, könnte - zumindest wirtschaftlich - unser Jahrhundert das des Reichs der Mitte werden. Experten streiten nur noch darum, ob China die USA noch vor 2020 überholen wird oder erst später. Das Selbstbewusstsein haben die Mandarine aus Politik und Wirtschaft längst entwickelt und treten bei Verhandlungen entsprechend auf.

Aus der verlängerten Werkbank des Westens mit seinen billigen Arbeitskräften ist nämlich längst eine Weltfabrik geworden. In Pekings Tresoren liegen mit 2,6 Billionen Dollar die weltweit größten Devisenreserven, das Land ist größter Gläubiger der Vereinigten Staaten. Die Vorstandsvorsitzenden der China AG reisen wie reiche Onkels aus Fernost umher und bieten schuldengeschüttelten Staaten ihre Hilfe an. Mal in Budapest, in Lissabon und Madrid. Natürlich in Athen und neuerdings auch in Rom. Ist das nun die neue gelbe Gefahr, diesmal mit Geldscheinen, auf denen das Porträt des großen Revolutionärs Mao prangt?

Kein Grund zur Panik. Größere Beträge sind bisher noch nicht geflossen. Soweit bekannt, ist es bisher bei Ankündigungen geblieben. China könnte zwar Griechenland vor der Pleite retten, auch Portugal und Spanien. Die Schulden von Italien wären aber schon ein zu großer Brocken für den chinesischen Drachen.

Ist schon die finanzielle Leistungskraft des ökonomischen Schwergewichts China nicht unerschöpflich, so haben sich die Wirtschaftslenker in China als gewiefte Kaufleute erwiesen. Sie investieren nur dort, wo es sich für die eigene Firma oder die Wirtschaft des Landes rentiert. So halten sich Firmenbeteiligungen in den USA oder in Europa in überschaubaren Grenzen. Die chinesische Staatsbank ist vorsichtig geworden, seit man mit der Verlustbeteiligung an der US-Firma Blackstone viel Geld verbrannt hat. Beteiligungen wie am Computerriesen IBM oder am Autohersteller Volvo sind eher selten. Viel öfter tauchen chinesische Investoren in Krisen als potenzielle Einsteiger auf, zum Abschluss kommt es dann nur selten. Erinnern wir uns an Opel, auch da waren Chinesen als Heilsbringer im Gespräch.

Wenn China oder seine Firmen im Westen investieren, haben sie ganz spezielle Interessen, etwa um über Beteiligungen an technologisches Knowhow zu kommen. Eine auch im Westen übliche Praxis.

Sollte China tatsächlich in größerem Stil mit dem Kauf von Staatsanleihen wackligen Eurovolkswirtschaften helfen, hat das zwei simple Gründe: Peking will politische Zugeständnisse, etwa bei Handelsbeschränkungen. Vor allen Dingen aber will es seine Absatzmärkte stabilisieren. Das Land hat gewaltige Summen in Fabriken und Immobilien investiert. Ohne Exporte droht auch im sonst so starken Reich der Mitte eine Rezession. Innenpolitische Spannungen, soziale Verwerfungen drohen. Das Land hat schon heute ein beängstigendes Gefälle zwischen Arm und Reich, zwischen den Bevölkerungen in den Städten und Bauern auf dem Land.

Im Klartext: China will bedrohten Eurostaaten beistehen, weil es seine eigenen Absatzmärkte retten muss. Genau dasselbe wollen Merkel und Schäuble, Steinbrück und Steinmeier für die deutschen Exporte auch.

Wovor sollten wir da Angst haben?