Ein anderer Typus des Investmentbankers wäre nötig

Bei dieser Nachricht reibt man sich die Augen: Ein Wertpapierhändler der schweizerischen Großbank UBS hat zwei Milliarden Dollar verzockt. Wie kann es sein, dass die Branche aus den ähnlich gelagerten Fällen Nick Leeson (Barings Bank, 1995) und Jérome Kerviel (Société Générale, 2008) nichts gelernt hat?

Tatsächlich haben die Banken und ihre Aufsichtsbehörden in den vergangenen Jahren durchaus Konsequenzen aus diesen Ereignissen gezogen. Risikokontrollsysteme mit regelmäßigen Berichten wurden eingeführt, auch die Bedingungen für die Vergabe von Bonuszahlungen hat man zuletzt angepasst.

Doch das Problem liegt offensichtlich woanders. In den Handelsräumen der Banken sitzen Tausende von erfolgshungrigen, gnadenlos leistungsorientierten, bedenkenlos agierenden jungen Leuten. "Gier ist gut", die Devise des Börsenmaklers Gordon Gekko aus dem Film "Wall Street", ist ihr Leitmotiv.

Menschen wie sie bescheren den Investmentbanking-Sparten der Geldhäuser in guten Zeiten Milliardengewinne. Doch Menschen wie sie tragen auch eine nicht unerhebliche Mitschuld an der Finanzkrise des Jahres 2008, die noch immer nachwirkt - und die sich möglichst nicht so bald wiederholen darf.

Der UBS-Fall lässt aber auch befürchten, dass die Sonntagsreden der Bankchefs, in denen viel von Einsicht in die Fehler der Vergangenheit und nachhaltigen Geschäften die Rede ist, mit der täglichen Praxis noch immer nicht zusammenpassen. Natürlich muss man versuchen, den Apparat der Risikokontrollen in den Banken weiter zu verbessern, natürlich muss man die Händler an eine noch kürzere Leine nehmen. Aber für wirklich verantwortungsvolles Handeln braucht man einen anderen Typus des Investmentbankers. Denn letztlich sind es nicht irgendwelche abstrakten "Systeme", die zählen, sondern Menschen - und das darf man durchaus als tröstliche Botschaft verstehen.