Eine Ausweitung der Endlagersuche ist geboten

Die CSU regiert Bayern. Der Euro ist stabil. Schwarz-Gelb hält bis zur Bundestagswahl. Es sind Monate, in denen sich Wahrscheinlichkeiten verschieben und Gewissheiten ins Wanken geraten. In besonderer Weise gilt das für die Energiepolitik. Zwischen den Beschlüssen zur Laufzeitverlängerung und zum beschleunigten Atomausstieg lagen gerade 249 Tage. Da überrascht es nicht, dass auch die letzte Festlegung auf diesem Feld revidiert werden soll.

Die Suche nach einem Endlager für hoch radioaktive Abfälle konzentriert sich seit 30 Jahren auf den Salzstock im niedersächsischen Gorleben - obwohl es Zweifel gibt, ob das Salz den Atommüll sicher einschließen kann. Die Energieversorger haben weit mehr als eine Milliarde Euro in die Erkundung investiert, die angeblich ergebnisoffen, aber ohne Alternative betrieben wird. Es ist bemerkenswert, dass nun zwei CDU-Politiker die Wende einleiten: Bundesumweltminister Röttgen und Niedersachsens Ministerpräsident McAllister.

Die Endlagersuche auf Niedersachsen zu beschränken lässt sich allenfalls politisch, nicht aber geologisch begründen. Der Vorstoß des zuständigen Röttgen-Beraters, der die Untersuchung auf vier oder fünf Standorte im gesamten Bundesgebiet ausweiten will, ist daher sinnvoll. Warum sollte es ausgeschlossen sein, geeignete Orte auch in den südlichen Bundesländern zu finden, die am meisten Atommüll produzieren? Entscheidend wird sein, das richtige Verfahren zu finden. Die Bürger müssen angemessen beteiligt werden, wenn eine Auseinandersetzung vermieden werden soll, die Stuttgart 21 und die Castor-Transporte übertrifft.

McAllisters Anregung, Atommüll rückholbar zu lagern, geht noch einen Schritt weiter. Folgt man ihr, scheidet Gorleben als Endlager aus, bevor die Suche richtig beginnt. Ob dies ökonomisch zu rechtfertigen ist, darf bezweifelt werden.

Die politische Wirkung indes liegt auf der Hand. Die Abkehr von Gorleben würde eine Hürde auf dem Weg zu Schwarz-Grün beseitigen - auch im Bund. McAllister weiß das. Röttgen ebenso.