Matrosen, Rocker und Bauern: In insgesamt sechs Räumen sangen, tanzten und turnten die Supertalente - und solche, die sich dafür hielten.

Hamburg. Tausende Menschen sind am Wochenende in die Hamburger Handwerkskammer gekommen. Hier fand ein Casting für die RTL-Show "Das Supertalent" statt - also quasi die erste Runde. Denn nur wer hier weiterkommt, wird der berühmten Jury um Dieter Bohlen vorgestellt.

In insgesamt sechs Räumen sangen, tanzten und turnten die Supertalente - und solche, die sich dafür hielten. "Wir wählen die aus, die wirklich gut sind, und solche, die skurril sind", sagt eine Sprecherin der Sendung. Schließlich wolle man den Zuschauern vermitteln, wer so alles zum Casting gekommen ist.

Sonnabend, 10.56 Uhr. Im Raum "Rot" tritt gerade eine Ein-Mann-Band auf. Jon Symon Hornsby spielt Gitarre und schlägt über ein Pedal mit dem Fuß die Drums. Parallel dazu singt er oder bläst in die durch eine Metallhalterung vor ihm platzierte Mundharmonika. Er gibt den Song "I got my mojo working" in einer sehr rockigen Version zum Besten. Mojo bedeutet Talisman.

Aber der 70-Jährige mit dem Totenkopf-Bandana, dem schwarzen Kinnbart und dem T-Shirt vom Rockfestival Wacken hat keinen Glücksbringer dabei. "Ich habe früher schon viele Konzerte gespielt und bin Auftritte daher gewohnt", sagt er. Früher, das heißt in den 70er- und 80er-Jahren, als er in Norddeutschland bekannt war. "Ich hoffe auf ein kleines Comeback", sagt er, und in seiner Stimme schwingt etwas Wehmut mit.

Und während er seinen Verstärker von der Bühne schiebt, macht sich im hinteren Teil des Raums Ulli's Gang bereit. So heißt die neunköpfige Schlagercrew von Ulli Köhler, 30, aus Hollenstedt. Die Gruppe kommt vom Land und ist stolz darauf. "Wir sind Helden, wir haben Sachverstand, denn wird sind Männers vom platten Land", singen sie. In ihrer Dorfdisco sind sie damit schon zu Berühmtheiten geworden. Die nächste Gruppe ist noch größer. 26 Turnerinnen gehören zur Show-Akrobatik-Gruppe New Power Generation. Als Höhepunkt ihres Auftritts stapeln sich alle zu einer Pyramide.

Drei Etagen tiefer warten die anderen Kandidaten. Sie werden von zwei Mitstreitern in Matrosen-Uniformen unterhalten. Der eine spielt Schifferklavier, der andere schmettert den Klassiker "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" in die hohe Halle. Dem unfreiwilligen Publikum gefällt die Einlage, und es schunkelt singend mit. Eines haben sie alle schließlich gemeinsam - sie sehen sich als Supertalente.