Eine Glosse von Hans Wacker

In der freien Wildbahn, also auf den deutschen Straßen, zeigt sich, wie Kraftprotze mit der Intelligenz verkehren. Wer mehr unter der Haube hat als nur seine Frau, weidet sich an den Schwachen mit PS-Prahlerei. Manche drücken dabei derart auf die Tube, dass der Zwölfzylinder röhrt wie ein Zwölfender in der Brunftzeit. Und wie verhält sich der intelligente Autofahrer? Der Klügere gibt nach.

Das ist einem Platzhirsch schwer beizubringen. Der Gehörnte, insbesondere, wenn er sich gerade mit seiner eigenen Vielweiberei beschäftigt, taumelt durch die Gegend, sieht nur Sterne und denkt, er schwebt im Himmel. Wenn er beim Verkehr nicht aufpasst, denkt er das nicht nur.

Fast 250 000 Kollisionen mit deutschem Wild gibt es im Jahr, für die Versicherungsstatistik zählt aber nur das beschädigte Blech. Ob den Hirschen, die Straßen überqueren, ohne nach links und rechts zu sehen, ein Haar oder mehr gekrümmt wird, ist für die Versicherungen weniger von Belang. Nicht aber für die Landesregierung in Schleswig-Holstein.

Sie stellte jetzt das erste Hirsch-Radar auf. Latschen die Paarhufer durch den Wald auf die Straße, geraten sie in eine Infrarotschranke, die sofort den Autofahrer warnt, dass ihn jemand auf die Hörner nehmen will. Dafür hat man Wald eingezäunt, damit das Wild nur an einer Stelle mit Autos Kontakt aufnehmen kann. So ähnlich bereiten Naturschützer ja auch Überwege für die Krötenwanderung vor.

Apropos Krötenwanderung. Ein Hirsch-Radar kostet 800 000 Euro. Nun bitte nicht quaken, dass Geld rausgeworfen wird. Die Kröten des Steuerzahlers haben doch nur andere.