Eine Glosse von Silvia Stammer

Eins, zwei, und nun heben wir die Gläser. Oder wie die Ureinwohner einer ziemlich weit entfernten Zivilisation grummeln: "Oans, zwoa, gsuffa." Nur noch wenige Tage, bis in München das erste Fass auf der Wiesn angestochen wird. Am kommenden Samstag (ja, in diesem Fall heißt es nicht Sonnabend!) beginnt das Oktoberfest. Es ist bei Weitem nicht das einzige.

Auch und gerade in Hamburg schäumt die Begeisterung für die bayerische Volksfesttradition wie das Bier in einer schlecht eingeschenkten Mass (mit kurzem a). Ob auf dem Parkdeck eines Kaufhauses, in den Hofbräuhäusern an der Esplanade und künftig auch am Speersort - überall wird bei Blasmusik, Brezen und Leberkäs geschunkelt und getrunken.

Wer Flug oder Zug in die weißblaue Landeshauptstadt gebucht hat, lässt der Vorfreude ungebremsten Lauf. So steht bei einer Geburtstagsfeier in Eimsbüttel die Gastgeberin im neuen feschen Dirndl an der Eingangstür: "Nächste Woche geh ich auf die Wiesn. Kostet das eigentlich Eintritt?"

Anders als das Original findet der absolute Geheimtipp der Hamburger Wiesn-Saison allerdings nur alle zwei Jahre statt. 2011 ist es wieder so weit: In einer Eventhalle in Hamm, einem umgebauten Lagerhaus, feiern Hunderte Menschen. Echte Bayern waren vor dem Besuch skeptisch und nach längerem Aufenthalt angenehm überrascht - von den guten Hendln (gebratene Hähnchen), geschmackvollen Trachten der Bedienungen und der norddeutschen Prachtstimmung. Und auch vom Gastgeber: Es handelt sich um einen großen Anbieter für Küchen und Badeinrichtung.

Folklore mit Geschäftssinn - bei diesem Import können selbst die Bayern noch etwas lernen.