Ein Kommentar von Armgard Seegers

Seit drei Jahren gibt es in Hamburg ein Theaterfestival. Mit viel Mühe und Engagement wurde es auf die Beine gestellt, von großartigen Mäzenen unterstützt und - was niemand geglaubt hat: Es wurde ein großer Erfolg. Niemals sonst hätten die Hamburger Zuschauer so einmalige Aufführungen wie Schlingensiefs "Mea Culpa" oder Kriegenburgs "Der Prozess" sehen können. Man kann den Veranstaltern gar nicht dankbar genug sein, dass in der Theaterstadt Hamburg, zusätzlich zum hiesigen Angebot, großartige Schauspieler und aufregende Inszenierungen zu sehen sind.

Wie überall gibt es auch in dieser Sache Nörgler, sogar Spielverderber. Nun sollte in diesem Jahr Martin Kusejs Inszenierung "Das Interview" mit Birgit Minichmayr beim Hamburger Theaterfestival gastieren, "ein Triumph reiner Schauspielkunst", wie die "Frankfurter Allgemeine" schrieb. Allein, es soll nicht sein. Axel Schneider, Chef der Hamburger Kammerspiele, will es nicht. Er hält momentan die Exklusivrechte für eine Aufführung des Stücks in Hamburg und präsentiert demnächst in den Kammerspielen die Wiederaufnahme seiner Produktion mit Werner Wölbern. Einen Vergleich der Aufführungen möchte Schneider wohl nicht.

Wie kleinkariert. So bringt er die Zuschauer um einiges. Schade, dass auch in der Kultur Neid und Ausgrenzung dominieren können. Oder gibt es bald auch nur noch alle Jubeljahre "Hamlet" oder "Faust" zu sehen?